Immer mal weg, und immer wieder da

„Marcia Haydée – das Schönste kommt noch“, morgen, Samstag, um 20.15 Uhr auf 3sat

oe
Stuttgart, 14/12/2007

Was für ein Leben, am Vorabend ihres siebzigsten Geburtstags zu verkünden: „Das Schönste kommt noch“. Typisch Marcia, könnte man von ihr sagen, die ihren Vornamen neuerdings mit einem Accent aigu schreibt – Márcia. Also immer mal was Neues – wie so oft in ihrem Leben. Und so müsste Udo Jürgens sein Loblied auf das Alter, aktuell auf sie bezogen, eben noch um – mindestens – vier Jahre erweitern, denn nicht mit 66, sondern für sie fängt es mit 70 gerade wieder neu an. Sagt sie jedenfalls am Schluss der von Jean-Christophe Blavier, ihrem langjährigen Weggefährten, produzierten TV-Dokumentation, die morgen, am 15. Dezember, um 20.15 Uhr von 3sat gesendet. wird.

Und das glauben wir ihr auch, die wir ihre Karriere verfolgt haben, von ihren Anfängen als Tänzerin in Stuttgart über ihren Status als Primaballerina von Weltformat, schließlich als Cranko-Nachlassverwalterin und Direktorin des Stuttgarter Balletts, Gelegenheitschoreografin, dann als Chefin des Ballet de Santiago in Chile und zurückgekehrt nach Stuttgart als Tanztheater-Aktrice bei Ismail Ivo. Und nun also während einer kurzen Auszeit in der unwirtlichen Atacama-Wüste im Norden Chiles, wo sie, pudelmützen-beschützt wie eine Eskimo-Frau, über ihr Leben und über die Natur reflektiert, und wie bei ihr beide einander bedingen und sich ergänzen zu der Summe ihres persönlichen Glücks, das heute seine Erfüllung findet in Santiago mit seiner pulsierenden Ballettszene und auf der Schwäbischen Alb. Eine Frau, die nicht nur „mal“ weg ist wie ihr populärer Showbusiness-Kollege, sondern auf einer permanenten transatlantischen Wanderschaft zwischen den Kontinenten – mit dem Schrankkoffer als ihrem Hausaltar – eine Frau, die eins ist mit sich selbst.

Blavier blendet die einzelnen Episoden kurz auf – zu kurz, denn sie machen einen geradezu süchtig nach mehr – mehr gerade auch in ihren Rollen als Muse Crankos, aber da wachen die Stuttgarter Cranko-Copyright-Gralshüter eifersüchtig über ihre Rechte. Immerhin genügen die Ausschnitte Haydées in den Balletten von Neumeier, Béjart (besonders bei ihm als Madame in „Gaîté Parisienne“ und als Mutter Teresa), Blavier und Ivo, um ihren Ausnahmerang und ihr Charisma als Tänzerin so nachdrücklich in Erinnerung zu rufen, dass man einmal mehr beklagt, dass das Stuttgarter Ballett nicht in der Lage ist, die Cranko-Klassiker als DVDs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wenn sie nun also behauptet „Das Schönste kommt noch“, sind wir nach „M wie Marcia“ und dieser neuen Produktion schon heute auf den dritten Teil der TV-Haydée-Trilogie gespannt.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern