Ballett in der Volksoper: „Max und Moritz“

Und Frau Böcks Bügeleisen dampft. „Max und Moritz“ nach Wilhelm Busch als Ballettkomödie: vor allem Zirkus statt genuiner Witz.

Wien, 12/11/2007

Der präzise Wortwitz und der prägnante Bilderreichtum eines Wilhelm Busch ziehen immer noch. Eine zeitgemäße Übertragung in das Genre des Balletts traut man heute am ehesten einer Persönlichkeit aus der seit vielen Jahren im Kinder- und Jugendtheater Maßstäbe setzenden holländischen oder belgischen Choreografen-Szene zu.

Das Ballett der Staats- und Volksoper aber greift am Währinger Gürtel auf Vorlage und Musikauswahl des Autors und Regisseurs Edmund Gleede zurück. Dieser hat in den 80-er Jahren mit seiner Busch-Einrichtung zu bekannten Rossini-Piècen in München einen Quoten-Erfolg gelandet. Mehr als tausend Mal wurde sein Stück nachgespielt, zwischen Halle, Krefeld, Pécs und Belgrad.

Auch an der Volksoper führte Gleede jetzt Regie, die Choreografie allerdings wurde „neu gestellt“ von Mitwirkenden der Münchener Aufführung: Ferenc Barbay und Michael Kropf. Herausgekommen ist der Eins-zu Eins-Versuch einer Nacherzählung der berühmten sieben Streiche (Ausstattung: Manfred Waba, Friederike Singer), die sich mit Pause über zwei Stunden hinziehen. Zutaten wie steife Schwäne und im Spitzenschuh tanzende Putzfrauen muten da eher wie eine unfreiwillige Veräppelung der Ballettkunst an.

Andreas Schüller gibt aus dem Orchestergraben die Laune vor, die auf der Bühne nicht immer erfasst wir. Barbay und Kropf orientieren sich an der schrägen Bildsprache Buschs, schaffen aber die Umsetzung in die Welt der tanzenden Comics nur stellenweise.

Ganz im Vordergrund steht nämlich der Zirkus-Aspekt: Nicht nur die beiden Hauptdarsteller, Daniil Simkin und Denys Cherevychko, körperlich sicher prädestiniert, springen und drehen, was das Zeug hält. Auch die übrige Personnage ist angehalten, möglichst mit versuchten Bravour-Akten Eindruck zu schinden.

Neben Tänzern, die auch sonst hauptsächlich an der Volksoper auftreten und ihre liebe Müh mit der Herausforderung haben, sind Kinder der Ballettschule eingesetzt. Sehr unterschiedliches Niveau also. Wilhelm Buschs gallige Manier kommt in der Volksoper dann zum Vorschein, wenn seine Bilder ohne Kunststück- und Verharmlosungs-Effekt inszeniert werden.

Kein Wunder, dass Frau Böck (fein: Silvia Schreger) Wirkung mit dem Bügeleisen erzielt, das sie ihrem Schneidermeister (Florian Hurler) dampfend auf den kalten Bauch knallt.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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