Unerbittliches Drängen

Das Wiener „imagetanz“-Festival ging zu Ende

Wien, 21/03/2006

Ingrid Reisetbauers konsequent weitergeführte Solo-Arbeit „Drängen & Sehnen“ war der interessanteste Beitrag beim „imagetanz“-Festival im Theater im Künstlerhaus. Diese starke Tänzerin stellt unerbittlich Fragen nach archetypischen Verhaltensweisen, deren körperliche Übertragung den Zuschauer bannt. Einige Jahre lang u.a. Tänzerin in Sebastian Prantls Ensemble, hat sich die 33-Jährige zu einer eindrucksvollen Performerin entwickelt. In „Drängen & Sehnen“ veräußert sie nahezu in Stille Bewegungsmaterial, das zwischen der feinsten Regung des kleinen Fingers und kraftvollem, rhythmisiertem Laufen im Kreis oszilliert. Eine Vielzahl an Erschütterungen scheint sich in ihrem wie auf der Hut lauerndem Körper abzuspielen. Ihre „Spurensuche nach kollektivem Unterbewussten in der persönlichen Geschichte“ (Untertitel), die von Maja Slattery (Dramaturgie) und Johanna Tatzgern (Film) begleitet wird, müsste auch international reüssieren.

Risikofreudig erwies sich Doris Uhlich, die mit der mehrstündigen Aktion „insert.eins/eskapade“ mit Laien im Bellaria-Kino den Gefühlsgesten einer Paula Wessely nachtastete. Kaum nachvollziehbar war dagegen Krõõt Juuraks Micro-Theater „Once Upon“.

Auf den Zusammenhang von körperlicher Bewegung und Pixelmenschen auf Screens wird man vermutlich erst bei einer weiteren Folge des ambitionierten Projekts „Homemade“ von Veronika Zott & Tomate draufkommen. Anna MacRae machte in „Shock Body“ einen tanztheatralen Versuch, der allerdings von der Präsenz des Sound-Künstlers Ignaz Schick dominiert wurde. 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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