Manipulation

„Regi“ von Boris Charmatz in Wien uraufgeführt

Wien, 14/01/2006

Boris Charmatz lässt (zunächst) die Maschinen tanzen. Eine Weile braucht der Zuschauer, bis er im Dunkel in der Halle G das sich ruckartig bewegende Etwas ausmacht. Der ganz dem zeitgenössischen Tanz verschriebene Charmatz hat sich der Manipulation gewidmet. In der von Wiener und internationalen Institutionen möglich gemachten Uraufführung von „Regi“(dominiert, geleitet) macht sich ein Kran ans Herbeizerren zweier Menschen (Charmatz und Julia Cima). Die hängen wie leblos am Flaschenzug und werden sich erst rühren, wenn Raimund Hoghe, eingeleitet von Michael Jacksons „Billie Jean“, auftritt. Im Hintergrund frisst eine Maschine den Willen eines Menschen: Ein schräg gebautes Förderband lässt die Tänzerin Cima immer wieder fallen. Vorne aber entspinnt sich ein sanftes Abtasten nackter Körper. Charmatz manipuliert Hoghes Gliedmaßen, dreht den Körper des kleinen, durch einen Buckel geprägten Mannes um. Nach und nach menschelt es gewaltig auf der Bühne. Das letzte Viertel gehört Hoghe, der ein Gespräch mit Charmatz um seinen schmerzlichen Weg zum Tanz, aber auch Kindheitserinnerungen mit wenigen Gesten unterstreicht. Eine leicht narzisstische One-Man-Show zum Abschluss eines ungewöhnlichen Abends.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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