Nicht witzig, aber ein Vergnügen

Tanzwerkstatt: Stefan Dreher mit „Angie – The most beautiful Girl“

München, 13/08/2006

Auf der Bühne der Muffathalle steht ein Tisch mit vier Stühlen, die Türen hinten links und rechts sind offen. Der große Raum, ein Kartenset, pulsender Rhythmus und fünf Performer, damit will Stefan Dreher seine „Instantcomedy in Episoden“ mit dem Titel „Angie – The most beautiful Girl“ zum Zünden bringen. Ein Risikotrip, denn weniges ist so schwer, wie mit den Mitteln des Tanzes für eine Stunde improvisierend witzig zu sein, ohne banal zu werden, zu parodieren oder im Klamauk zu hyperventilieren.

Stefan Dreher und seine exzellenten vier Mitperformer schaffen es an diesem Abend – nicht. Trotzdem ist diese knappe Stunde über weite Strecken ein Vergnügen. Weil die fünf so sympathische Zeitgenossen sind und ihre Rollen so wunderbar geben – die vorwitzige Katja Dreyer, die widerspenstige Varinia Canto Vila, der hinterkünftige Julien Bruneau, Stefan Dreher mit großen Augen und Gustavo Miranda, der immer die heiklen Fragen beantworten muss. Fragen wie „Was habt ihr gerade gemacht?“ des fünften Mannes, der eben mal draußen war. Was haben sie gemacht? Die Frauen lachten, die Männer klapsten sie, die Frauen lachten weiter. „Können wir das mit mir auch noch mal machen?“, fragt der Nicht-Dabeigewesene.

Dann sitzen sie wieder um den Tisch, ziehen Karten, und auf denen muss eine andere Information gestanden haben, denn keiner lacht, auch Katja nicht, die sackt auf ihrem Stuhl wie schlafend immer tiefer. Dafür gibt‘s dann Tierimitationen oder so was, jedenfalls was Leichtfüßiges, Verlangsamtes, Spielerisches. Dieses Schwebend-Freie, Unbekümmerte, Naive macht die dramaturgischen Schwächen wett, die „Angie – The most beautiful Girl“ ohne Zweifel hat, zumal der Schluss in seiner vorgeführten Selbstreflexivität gar nicht viel taugt. Doch dieser Charme des Schutzlosen und Frischen – unterstützt von einer sensiblen und diskreten Songauswahl – wirkt. Man sieht ihnen einfach gerne zu. Und ist gespannt, was Dreher, der nach München zurückgekehrte Münchner, noch zu bieten hat.

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