Kylián: "Verstehe das nicht"

Abschied von Nederlands Dans Theater III in Wien

Wien, 27/06/2006

Jiri Kylián zählt zu den Meistern des modernen Balletts. Der gebürtige Tscheche hat mehr als 20 Jahre lang das Nederlands Dans Theater künstlerisch geprägt. Am 28. Juni (Beginn: 20 Uhr) gastiert im Vorfeld des ImPuls Tanz-Festivals (offizieller Start: 13. Juli) in der Halle E im MuseumsQuartier das Nederlands Dans Theater III. Das ist jenes vierköpfige Ensemble für Tänzer ab 40, das seit vielen Jahren das Selbstverständnis der Tänzerlaufbahn verändert hat. Tänzer haben auch im fortgeschrittenen Alter auf der Bühne viel zu geben, wenn auch unter anderen Voraussetzungen.

Jiri Kylián im Gespräch: „Natürlich hat es bei der Gründung Skeptiker gegeben, aber das NDT III ist weltweit zum großen Erfolg geworden.“ 31 Choreografen haben für das Quartett gearbeitet, dessen Mittelpunkt die Kylián-Tänzerin der ersten Stunde, Sabine Kupferberg, ist. Nun aber kommt der Clou. Das NDT III soll nach der Wiener Vorstellung abgeschafft werden.

Kein Geld
Kylián: „Ich habe dafür eigentlich keine Worte. Dass sich die holländische Regierung dieses Ensemble nicht mehr leisten will, ist unverständlich. Es sind wohl letzten Endes ökonomische Gründe, aber ich sehe schon auch, dass zu wenig künstlerische Fantasie aufgebracht wird. Der Beginn mit Werken von Hans van Manen, Mats Ek, William Forsythe und mir war natürlich ein Coup.“

Von den Politikern kämen jetzt zwar „einige romantische Gesten“, meint Kylián, „mehr aber nicht“. Der Choreograf wird dennoch mit dem Ensemble weiterarbeiten, einen Film in Tschechien drehen und im schwedischen Drottningholmer Hof-Theater mit Mats und Niklas Ek, Kupferberg und Egon Madsen ein neues Projekt entwickeln.

In Wien zeigt das NDT III neben den Choreografien „Couple of Moments“ (Johan Inger) und „Two Faces“ (van Manen) Jiri Kyliáns „Birth-Day“ (2001), eine Hommage an Kupferberg und Mozart. „Es ist ein wehmütiges Stück, aber auch unglaublich lustig“. Mozart beschäftigt Kylián schon lange: „Ich bin Prager. Wir sind heute noch stolz darauf, dass wir Mozart nach seinem „Don Giovanni“ auf den Schultern aus dem Stände-Theater getragen haben. Wir haben auch das Gefühl, dass er ein Teil von uns ist.“ 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier 

 

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