Maria Eichwald und die Benefiz-Gala

zugunsten der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.

Stuttgart, 09/05/2005

Es scheint keine Eintagsfliege zu bleiben, dass sich Tänzer für krebskranke Kinder engagieren, und dafür muss man dankbar sein. Die Idee kam von Maria Eichwald: Ihr war vor drei Jahren ein Spendenaufruf der Deutschen Krebsgesellschaft auf den Tisch geflattert, und als sie sah, was für Projekte diese Organisation unterstützt, kam ihr der übliche Geldbetrag als Spende zu klein vor. Sie wollte „etwas Größeres“ machen und wandte sich mit diesen Überlegungen an ihren Lebensgefährten Oleg Makhov. Der ehemalige Tänzer des Bayerischen Staatsballetts hat inzwischen Veranstaltungsmanagement studiert und organisierte vor zwei Jahren im Münchner Prinzregententheater die erste Benefiz-Gala für die Deutsche Krebsgesellschaft – mit einem Programm, das Maria Eichwald gleichzeitig als Abschiedsgeschenk an ihr Münchner Publikum verstand und in dem sie fünf Mal (!) auftrat. Jetzt ist sie bekanntlich Erste Solistin am Stuttgarter Ballett, und nachdem beide den Wechsel nach Stuttgart vollzogen haben, folgte in der dortigen Liederhalle die zweite Gala. Eine dritte soll in näherem zeitlichen Abstand in Berlin folgen.

Vor der Gala informierte Reinhold A. Kudelka, der Schatzmeister der Deutschen Krebsgesellschaft, über die Empfänger des Gala-Erlöses, die Kinderkrebsstationen des Olgahospitals in Stuttgart und der Uniklinik in Tübingen. Prof. Dr. Michael Bamberg, der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, erklärte, dass diese älteste Organisation zur Krebsbehandlung über 5.000 Mitglieder habe und mit der Entwicklung von Zertifizierungen und Leitlinien Behandlungen nach dem jeweiligen neuesten Stand garantiere. Vom Erlös soll auch ein altersgerechtes Internetportal zur Krebsprävention für Jugendliche eingerichtet werden.

Und damit Vorhang auf für eine am Ende in Hochstimmung versetzende „Sternstunde des klassischen und modernen Balletts": Aus Paris waren Mélanie Hurel und Karl Paquette gekommen, die mit dem Schluss-Pas-de-deux aus „Dornröschen“ eröffneten und im zweiten Teil die Balkonszene aus „Romeo und Julia“ in der Choreografie von Rudolf Nurejew tanzten. Als Uraufführung für Kinder der John-Cranko-Schule führte, passend zum Spendenzweck, „Ein Tag am Meer“ von Ralf Jaroschinski unbeschwerte Lebensfreude vor. Nach der modernen Stil-Studie „We Meet at Last“ von Ignacio Martinez für zwei Tänzer bewies Maria Eichwald in Marius Petipas „Arlekinada“ mit ihrer souveränen Virtuosität und darstellerischen Präsenz, dass man als Ballerina in Deutschland vergeblich ihresgleichen sucht. Neben dem Stuttgarter Probenalltag haben sie und ihr Partner Alexander Zaitsev sich diesen selten aufgeführten Pas de deux kurzfristig selbst erarbeitet, und das Spiel des verliebten Pierrot mit seiner flüchtigen Colombine zur Musik von Riccardo Drigo bezauberte.

Eine zunächst harte Fügung stellte das folgende Solo von Adi Salant dar, mit dem das von ihr selbst choreografierte „Shakuf“ begann, das sie aber mit ihrem Partner Jesper Thorup Hansen phantasiereich und organisch fließend zu einer schönen Annäherung und Lösung entwickelte. Beide sind langjährige Mitglieder der Batsheva Dance Company, die im zweiten Teil Ohad Naharins „Passomezzo“ ihrer Erfahrung entsprechend authentisch tanzten.

Der erste Teil endete mit dem spektakulären Auftritt der Style Crax Company, die in der verqueren Ästhetik des Breakdance bizarre Posen mit akrobatischen Einlagen verband, die jeder Schwerkraft zu widersprechen schienen. Da gab es veritable Fouettés oder Manegen auf Händen in rasendem Tempo zu sehen, die das Publikum begeistert in die Pause entließen. Danach präsentierte sich die Ballettakademie München/Heinz-Bosl-Stiftung. Den Auftakt machten Jurgita Dronina und Avetik Karapetyan mit Marie Taglionis Pas de deux zu Jacques Offenbachs „Le Papillon“ - sie verspielt und kantabel tanzend, er als souveräner Partner mit aristokratischer Linie. Es folgten die Soli „I Did It My Way“ und „Sparkle“, getanzt von Andrea Bena und Denys Cherevychko, ehe der Carlos Acosta so ähnlich sehende Ukrainer Zherlin Ndudi in seiner Variation aus Agrippina Waganovas „Diana und Actaeon“ auch mit seiner Sprungkraft und Drehfreudigkeit die Gedanken an jenen kubanischen Startänzer wachrief. „Der Sterbende Schwan“ in der parodierenden Choreografie von Anzelika Cholina, getanzt von Jurgita Dronina, beendete den starken Auftritt der Münchner Starstudenten.

Mit den anspruchvollen „Notations 2-4“ von Uwe Scholz absolvierte Alexander Zaitsev die größte physische Anstrengung und stellte mit spannender Expressivität die Beklemmung in Pierre Boulez Komposition dar. Die „Schwanensee“-Parodie „Intuition Blast“ von Ralf Jaroschinski mit Raphael Saada und Ignacio Martinez erwies sich einmal mehr als Publikumserfolg. Am Ende der Gala strahlte der Glanz des Grand Pas aus „Raymonda“, getanzt von Maria Eichwald und Roman Lazik, Erster Solist am Bayerischen Staatsballett. Eichwald schien mit ihrer elektrisierenden geistigen Wachheit, noch mehr als früher jede Einzelheit phrasierend, diese Partie, die sie am Bayerischen Staatsballett so überragend tanzte, auszukosten.

Zwei oder drei Stücke dieser Gala wären sicher entbehrlich gewesen. Aber Oleg Makhov hatte insgesamt eine glückliche Hand und erwies sich als ein Veranstalter, der Abende zusammenstellen kann, über die man spricht und die geeignet sind, das Anliegen der Deutschen Krebsgesellschaft in ein breiteres Bewusstsein zu heben, also deren Motto „durch Wissen zum Leben“ unterstützen.


Link: www.deutsche-krebsgesellschaft.de 

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