Ich bin nichts besonderes, nur ein guter Tänzer

Vladimir Malakhov präsentiert sich und einen Bildband

Berlin, 14/05/2006

Man solle den Menschen in ihm sehen, keinen unerreichbaren Gott. Der das während des Dance Summit Berlin zur Präsentation eines Bildbands über seine Inszenierung von „Dornröschen“ sagen wird, betritt freundlich lächelnd in vornehmem Schwarz den Apollo-Saal: Ballettintendant und Starsolist Vladimir Malakhov. Sympathisch bescheiden für einen Tänzer von Weltrang gibt er einem bewundernden Auditorium Auskunft über den Anlass hinaus, erzählt von den Belastungen seiner Mehrfachfunktion als Leiter, Choreograf und Solist, von seiner Offenheit als Tänzer gegenüber neuen Choreografen, vom Vorbild Callas: So tanzen zu können, wie sie singt. Man müsse oft hinfallen, um endlich gut zu sein, gesteht er. Die Hinfaller des schon in der Ausbildung als Wunderknaben gehandelten dürften sich in Grenzen gehalten haben.

Vom Gegenstand der Veranstaltung, dem bei Schott verlegten Prachtband als Begleitbuch seiner Vorjahreskreation, zeigt er sich begeistert. Monika Rittershaus habe allzeit Distanz gehalten und dennoch Nähe eingefangen. Nur allmählich und nach langer Beobachtungsphase, entgegnet die Fotografin, öffnete sich ihr der zu dokumentierende Kosmos. Aus fast 3000 Aufnahmen fanden rund 300 Eingang in die hochformatige, fliederfarben gebundene 160-Seiten-Edition. In einem Essay schwören die Herausgeber Christiane Theobald und Frank Sistenich auf das Thema „Dornröschen“ ein. Mittelpunkt des Bands bleibt jedoch das Foto als Informationsquelle.

In Akte wie bei einer Inszenierung teilt sich das Buch auf. Malakhov in privater Nachdenklichkeit gehört das erste Foto, Michael Banzhaf, am Premierenmorgen daheim vor einem Kultkonterfei des James Dean, das letzte. Dazwischen spannt sich der Bogen vom Probenbeginn in den Sälen der Staatsoper bis zu Schnappschüssen der Aufführung an der Deutschen Oper.

Akt 1 fängt 50 Seiten lang in sensiblem Schwarzweiß das morgendliche Ritual Training ein - mit fröhlichen Gesichtern, formkonzentriert, ohne den oft postulierten Drill. Dass viele Protagonisten gleichsam im familiären Umfeld gezeigt werden, erhebt die Publikation zum Porträtband einer Kompanie. Akt 2, bereits in Farbe, bebildert den Probenablauf: Gewöhnung an Bühne, Kostüm, Maske, Suche nach der Pose und ihrer gültigen Interpretation. Hier wie auch in Akt 3, dem fotografischen Mitschnitt der Premiere in ihrer rosenduftigen Buntheit, nimmt die Fotografin den Betrachter einfühlsam auf eine Reise durch künstlerisches Werden mit.

Frank Sistenich und Christiane Theobald (Hrsg.): Malakhovs Dornröschen - Seitensprünge mit dem Staatsballett Berlin. Schott, 160 S., 300 Abb., 39,95 Euro

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