In der Liebe nützen Schönheitsoperationen wenig

Les Ballets de Monte Carlo gastierten im Festspielhaus St.Pölten

St.Pölten, 13/11/2005

Und dann kommt tatsächlich ein Stinkefuß zum Vorschein: In Jean-Christophe Maillots zeitbezogener Choreografie „Cendrillon“ („Cinderella“, 1999, Musik: Prokofjew) lassen sich die ohnedies hübschen Stiefschwestern chirurgisch verschönern. Von den Bandagen befreit, frohlocken zwei Blankgesichter, der ausgewickelte Fuß aber, der ist schwarz entstellt. So wie die Seele der Eitlen. Maillot hat für sein famoses, mitreißend spontan tanzendes Ballett aus Monte Carlo, das viel zu selten Österreich erreicht, „Cinderella“ als goldglitzernden Hauch inszeniert, der von der wie gewellte Papierstücke wirkenden, abstrakten Szenerie (Ernest Pignon-Ernest) lebt.

Kongenial wirken die Kostüme von Jérome Kaplan, der die Charaktere mit leichter Hand unterstreicht. Das Erstaunliche aber ist, mit welch pointiertem und musikalischem Witz Maillot klassisches Material einsetzt und für heutige Tänzer und Zuschauer - nun in St.Pölten - interessant macht. Auf seine Weise löst sich anspruchsvolle Choreografie in der Geschichte auf und man blickt gebannt auf die nackten Füße des Aschenbrödels (Aurélia Schäfer), die den Prinz (Asier Uriagereka) in ihrer Natürlichkeit bezaubern. Über all dem höchst erfrischenden Vorgang aber tanzt die Fee der modernen, manipulativen Art: Am ersten Abend war das die unvergleichliche Bernice Coppieters.
 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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