Sag mir wo die Blumen sind

Ein Spektakel, das nichts für Zartbesaitete ist, präsentiert die Iceland Dance Company aus Reykjavik (Erna Ómarsdóttir) in Koproduktion mit Maska Productions (Emil Hrvatin) aus Ljubljana mit ihrem Stück „Wir sind alle Marlene Dietrich FOR“ in den Sophiensälen. „Performance for soldiers in peace keeping missions“, so der Untertitel, der erklärt, dass dies ein Stück für die Blauhelmsoldaten in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt ist. Sie sollen ebenso wie das Publikum unterhalten werden, und der Bezug zu Marlene Dietrich wird nur insofern hergestellt, als auch sie vor amerikanischen Truppen im 2. Weltkrieg aufgetreten ist. Die Performer selbst bestreiten einen heftigen Kampf gegen die Wände, gegen die Schwerkraft, rasen quer durch den Saal und produzieren ohrenbetäubende Punkklänge. Sie kämpfen mit einer Überfrachtung durch Eindrücke:

Die Aufführung ist strukturiert wie ein Musikvideo, zwischendurch tritt noch ein Moderator auf, und das Publikum wird animiert doch bitte aufzustehen, sich ein bisschen mitzubewegen und gute Laune zu verbreiten in diesem höllischen Zirkus. Mit 100% Körpereinsatz konfrontieren die zehn Performer sich und die Zuschauer mit Brutalität, sexueller Gewalt, Fleisch und Blut, und manchmal bleibt nur die Flucht in ein Spiel, zum Beispiel dann, wenn eine Tänzerin durch eine Reihe von ausgebreiteten rohen Fleischstücken wie durch ein Himmel-und-Hölle-Spiel hüpft. Der rote Faden im Stück ist ein Träumer im Pelzmantel, der anfangs die Zuschauer insistent auffordert, sich vorzustellen, wie wohl eine Welt ohne Hölle sei, der sich später eine Welt ausmalt, in der alle in Frieden leben, und der am Ende des Stückes die Frage nach einer Welt ohne „fun“ und auch ohne die Kunst stellt. Trotz eindrucksvollen Bildern und vollem Einsatz aller Beteiligten fragt man sich am Ende mit Marlene Dietrich, wo die Blumen sind. Auf die Bühne geworfen werden sie jedenfalls nicht.