Langweiliger Rosenkavalier

Graeme Murphys Ballett „Die silberne Rose“ in München

München, 12/12/2005

Es ist eine Frage des Anspruchs: Fällt dem Choreografen zu einem „Rosenkavalier“-Ballett, das wegen der Richard Strauss-Erben ohne Originalmusik auskommen muss, Essenzielles ein. Oder bleibt es - wie in München - bei einer teils tölpelhaften Nacherzählung, in der die Feinheiten der Hofmannsthal‘schen Sprache keinen Widerhall finden und keine Inspiration für Milieuzeichnung sind. An der Bayerischen Staatsoper hat Ballettchef Ivan Liška mit der Uraufführung des Balletts „Die silberne Rose“ den Australier Graeme Murphy, Chef der Sydney Dance Company, beauftragt. Und mit ihm den Landsmann und Komponisten Carl Vine, der hauptsächlich aus bestehenden Werken eine Unterlage zusammengestellt hat, die nicht nur einmal nach romantisch-schwelgender Filmmusik klingt.

Anspruchsvoller wird die von Myron Romanul dirigierte Fassung wenn perlende Klavier-Soli zum Einsatz kommen, die allerdings mit dem Bühnengeschehen wenig zu tun haben. Murphy stellt den drei Akten, die in einem Jugendstil-Hollywood mit Klimt-Anstrich (Ausstattung: Roger Kirk) spielen, einen Prolog voran, indem die Marschallin, Sherelle Charge im Unterkleid, gegen viele Uhren und Spiegel ankämpft. Damit bringt sich der Choreograf um den Kern der Geschichte, in dem die Marschallin ihren Tribut an die Jugend zollt und Octavian (Lukáš Slavicky) ziehen lässt. Was folgt, ist von herkömmlicher Pantomime und Klamauk durchzogene, ältliche, neoklassische, teils ans Eislaufen erinnernde, im Spitzenschuh getanzte Choreografie. Murphy kommt bei der Personenzeichnung über Klischees nicht hinaus und verortet das Geschehen in keiner Weise. Nachdem der erste Akt lau vorübergezogen ist, erwartet den Zuschauer im zweiten Revue ähnliches Geschehen. Sophie (Lucia Lacarra) darf sich im Blütenkleid vor allem dem drehwütigen Ochs (Cyril Pierre) entwinden. Im dritten Teil lachen gar die Hirschköpfe von der Bühne. Dennoch viel Applaus. 


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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