Moderner Tanz aus Istanbul

Aydin Tekers Uraufführung im Haus der Berliner Festspiele

Berlin, 20/11/2005

Nach zweijähriger Vorbereitung stellte die Istanbuler Choreographin Aydin Teker ihr neuestes Stück „aKabi“ im Haus der Berliner Festspiele vor. Teker, die auch Professorin an der Universität der Künste in Istanbul ist und als Vermittlerin des zeitgenössischen Tanzes in der Türkei gilt, hat dieses Stück in Zusammenarbeit mit dem Alcantara-Festival in Lissabon in seine Form gebracht, wo sie diesen Sommer als Artist-in-Residence zu Gast war.
„Ayakkabi“ heißt auf türkisch „Schuh“ und es geht in diesem Stück um Bewegungen in außergewöhnlichen Schuhen, um das Tanzen auf Kothurnen, mit zwei Klötzen am Bein, eine Variante des Themas Tanzen mit Handicap oder Prothese, das gegenwärtig sehr en vogue ist.

Bei diesem wohlkonzipierten Stück mit oftmals sehr langsamen Bewegungen glänzen die drei Tänzerinnen Sebnem Yüksel, Ayse Orhon, Serap Meriç und der Tänzer Emre Olcay durch große Körperbeherrschung: Selbst komplizierte, in Slowmotion ausgeführte Balanceakte wirken leicht, fast schwebend. Einerseits sind die Schuhe der Ruhepol für die Tänzer, als ob sie ihnen die Sicherheit gäben, dass nichts kippen kann, egal wie sehr sie ihre Schwerpunkte verlagern. Dann aber scheinen die Tänzer gleichsam beherrscht zu werden: Die Schuhe zwingen ihnen Schritte und Bewegungen auf, lassen sie maschinenhaft trippeln oder quälen sie wie Seevögel, die in Teerklumpen getreten sind. Die exotischsten Schuhe sind klobig und groß wie schwarze Aktenkoffer und funktionieren als Instrumente zur Erzeugung von rhythmischem Trommeln ebenso wie als Lehnen eines imaginären Liegestuhls.

Teker kann sich zurücklehnen, die Tänzer auch, nachdem sie sich zum Schluss ihrer Schuhe entledigt haben und das Premierenpublikum sich - trotz diverser Längen gegen Ende des Stücks - begeistert zeigt.
 

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