Uwe Scholz und seine Unvollendete

oe
Leipzig, 04/05/2003

Fehlanzeige! Geplant war die Rückreise von Berlin nach Stuttgart via Leipzig für die heutige Wiederholungsvorstellung der zum 25. April angekündigten Komplettierung von Uwe Scholzens „Bruckner 8“, die bekanntlich bei ihrer Premiere im November 2001 im Schlusssatz noch etliche Lücken aufwies. Doch dazu kam es nicht! Uwe war auch diesmal (schon) wieder erkrankt, und so fehlen noch immer ein paar Minuten Choreografie – weswegen „Bruckner 8“ auch bei der Wiederaufnahme als Scholzens Unvollendete getanzt wird.

Es ist ein Jammer mit diesem so hoch begabten, so wunderbar musikalischen Choreografen! Unentwegt lässt er sich entschuldigen, steckt er in einer Krise, verfällt er in Depressionen. Immer scheint er auf der Flucht vor irgendwelchen Dämonen (vielleicht birgt ja seine „Symphonie fantastique“ mehr autobiografische Bezüge als wir bisher ahnten – bei seiner „Sacre eins“-Version ist das ja ganz offensichtlich der Fall). So dass man nachgerade den Eindruck gewinnt, dass er nicht so sehr einen ihn vor sich selbst schützenden Intendanten braucht (wie es Udo Zimmermann zumindest in seinen Leipziger Anfangsjahren war), sondern einen Psychiater. Aber vielleicht unternimmt ja Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee diese Rolle und besänftigt durch sein Cellospiel die Uwe bedrängenden bösen Geister – wie es weiland Domenico Scarlatti beim spanischen König Philipp V. mit seinem Cembalo-Spiel tat.

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