Erste deutsche Tournee der Zürich Juniors

oe
Ludwigsburg, 26/04/2002

Ein Seufzer der Erleichterung nach dem Debakel von Wien: die erste Begegnung mit den Zürich Juniors, Spoerlis Juniorentruppe nach dem Vorbild von NDT 2 – noch vor ihrem Debüt bei sich zu Hause an der Limmat. Die reine Freude! Hier ist Jugend, hoch motivierter Enthusiasmus, Schönheit und technisches Knowhow – und nicht die Spur müder Routine. Getanzt wird mit vollem Einsatz, dass die Funken fliegen. Und die zünden im Publikum, das diese Explosion stürmischen Aufbruchswillens mit Jubelstürmen quittiert.

Auf dem Programm zweimal Spoerli-Bach: Zuerst Ausschnitte aus den „Goldberg Variationen“, die so sichtlich an Balanchines „Serenade“ anknüpfen, aber eben gute sechzig Jahre jünger – die Firmenschild-Produktion des Spoerli-Stils, seiner Musikalität, seiner eleganten Schnittigkeit und seines sportiven Drives. Und am Schluss dann „All Shall Be“, das erst jüngst in Ludwigsburg von der „großen“ Kompanie uraufgeführt wurde, zu Bachs Ouvertüre D-Dur, das ist der Spoerli des Augenzwinkerns – aber hier zwinkern eben die Beine, und besonders schlenkerfreudig die von Nicolas Blanc, dem von der Hauptkompanie ausgeliehenen Starsolisten, einem Hansdampf in allen Gassen, dem es sichtlich Spaß bereitet, sich unter so viel tänzerischem Jungvolk zu tummeln.

Dazwischen Spoerlis „Bluelight“-Duo zu Arvo Pärts so sehnsuchtsvoll vor sich hin sinnierenden „Fratres“, mit Ekaterina Menchikh und Blanc als ein Paar, hin und hergerissen zwischen erotischer Anziehung und abwartender Skepsis – und Hans van Manens stimmig in diesen Programmzusammenhang eingefügtes „Solo“ zu dritt, diese Turbo-Choreografie, mit der Davit Karapetyan, Tigran Mikayalyan und Dmitri Govoroukhine sich als kommende Virtuositätstechniker empfahlen (wobei man sich hier denn doch bewusst wurde, dass dies noch sehr junge Eleven sind, handverlesene Rohdiamanten, die noch des Feinschliffs harren). Insgesamt also einer jener beglückenden Abende, der einen im Glauben an die unverminderte Gültigkeit und ästhetische Vollkommenheit des klassisch-akademischen Tanzes und seiner Aufgeschlossenheit für die Anverwandlung neuer Formen und Inhalte bestärkte.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern