Das gesamte Ballett des Badischen Staatstheaters Karlsruhe wird zum Ende dieser Spielzeit gekündigt

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Stuttgart, 11/10/2002

So steht es als Titel über einer Email, die an koegler@tanznetz.de adressiert ist, und als deren Absender ballettkarlsruheNEWS@hotmail.com fungiert.

Darin heißt es, dass „der neue Generalintendant des Badischen Staatstheaters, Achim Thorwald, selbst den Mitgliedern der Ballettsparte bestätigt hat: alle, die kündbar sind (d. h. 26 Tänzerinnen und Tänzer samt Ballettmeister, Pianist, Dramaturgin, Sekretärin und Inspizient) werden fristgerecht am 31. dieses Monats ihre ‚Nichtverlängerung´ mitgeteilt bekommen.“ Das heißt: nicht ganz so steht es in der bewussten Meldung, die in einem orthografisch und grammatikalisch schauderhaften Deutsch abgefasst und von mir redigiert worden ist.

Es ist eine ziemlich lange Meldung, formuliert offenbar von einer Person, die des Deutschen nur bedingt mächtig ist. Da ist weiter davon die Rede, dass der Intendant „eine radikale Kursänderung“ plant, „er will ein reines klassisches Ballett aufbauen, dessen gelegentliche Ausflüge in die ‚Moderne‘ durch eine Zusammenarbeit mit Gastchoreografen wie Heinz Spoerli sich kristallisieren ließe“. Als Nachfolger von Pierre Wyss ist, laut „Gerüchteküche“, Birgit Keil im Gespräch.

Ich hatte, als ich von der Kündigung von Wyss hörte, sogleich an Ben van Cauwenbergh gedacht, den Wiesbadener Ballettchef, mit dem Thorwald am dortigen Staatstheater jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet hat. Aber ob nun Keil oder Cauwenbergh: das zielte ja genau auf das „kleine Stuttgarter Ballett“, das Thorwald gerade nicht haben will. Angeblich will Thorwald den Namen des neuen Karlsruher Ballettdirektors oder der Ballettdirektorin bei einer Pressekonferenz in der nächsten Woche bekannt geben.

Eine ganz schöne, in Wirklichkeit natürlich ganz miserable Konfusion, die sich Karlsruhe da in Sachen Ballett leistet – und deren Leidtragende wieder einmal die total verunsicherten Tänzer sind. Da werden sich der frühere Generalintendant Günter Könemann und sein Ballettchef Germinal Casado ins Fäustchen lachen: Wie ging‘s zu ihrer Zeit doch so herrlich unaufgeregt beim Ballett in Karlsruhe zu!

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