„EVER/RÊVE” bei Tanz NRW
Ein Fotoblog von Ursula Kaufmann
Kürzungen mit bis zu 75 Prozent werden in den Spitzen- und Exzellenzförderungen erwartet. Die Tanzszene zeigt sich alarmiert!
Monatelang hat sich die Ausschreibung der Spitzen- und Exzellenzförderungen durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft hingezogen, nun wurde eine Entscheidung bezüglich der mehrjährigen Förderprogramme für die freien darstellen Künste getroffen. Und dies trifft tief und macht betroffen: Die bekannt gewordenen Einschnitte markieren einen kulturpolitischen Wendepunkt, der erhebliche strukturelle, existentielle und nicht zuletzt verheerende Folgen für die weitreichende freie Tanz- und Theaterszene NRWs hat.
Das nrw landesbuero tanz spricht von einem „NRW-Förderdesaster, das einem Kahlschlag der darstellenden Künste“ gleichkommt. Angeblich sollten die angekündigten Einsparungen den Künstler*innen zugutekommen, doch nun scheint das Gegenteil einzutreffen, das sich an die bereits besorgniserregenden erheblichen Verkürzungen von 2024 anschließt und letztlich nur für Abbau steht. Als besonders alarmierend bezeichnet das Tanzbüro „überjährige Förderprogramme, die das Ministerium selbst vor gut 15 Jahren initiiert“ und einst als gewachsene Strukturen gestärkt hat.
Weiterhin stellen die Kürzungen der dreijährigen Förderprogramme im Bereich Theater sowie bei Kinder- und Jugendtheatern einen tiefen Einschnitt dar. Die „Spitzen- und Existenzförderung Theater“ soll um beinahe 50 % reduziert werden. Darüber hinaus laufen Juni 2025 schon bestehende Förderbewilligungen aus. Viele etablierte Künstler*innen, Ensembles und Netzwerke sehen sich akut in ihrer Existenz bedroht.
Weiter heißt es in der aktuellen Pressemeldung des nrw landesbuero tanz: „Im Kinder- und Jugendtheaterbereich wird die Spitzenförderung komplett eingestellt. Eine bundesweit anerkannte Szene, die durch künstlerische Exzellenz und innovative Ansätze hervorsticht, verliert damit die finanzielle Grundlage für nachhaltige Arbeit. Die bisherige Fördersumme wird nicht nur halbiert, sondern aufgeteilt, sodass künftig nur vier statt sechs Gruppen gefördert werden – mit deutlich geringeren Mitteln. Eine weitere Hälfte soll Produktionshäusern zufließen. Für die freischaffenden Künstler*innen bedeutet dies real eine Kürzung der verfügbaren Mittel um bis zu 75 Prozent.“
Dies alles sind mehr als alarmierende Nachrichten, die ganz aktuell aus NRW kommen, jedoch bundesweit aufhorchen lassen, wo allerorts Einsparungen und Kürzungen anstehen, die alle betreffen – Künstler*innen, Theaterhäuser, die Kulturlandschaft – letztlich die gesamte Gesellschaft. Künstler*innen in NRW fühlen sich von der Politik im Stich gelassen – wieder einmal –, und ihnen fehlt der offene, transparente Dialog mit den Betroffenen. Ihr Appell lautet: „Planungssicherheit, Dialog und partizipative Kommunikation sind kein Luxus. Sie sind die Grundlagen für künstlerische Freiheit, kulturelle Teilhabe und ein lebendiges, demokratisches Kulturleben in NRW – die gerade missachtet wird.“ Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Politiker in naher Zukunft hier einsichtig zeigen. Ansonsten drohen die weiteren Entwicklungen noch tiefere Einschnitte in die gewachsene Kulturlandschaft Deutschlands einzureißen, als sie jetzt schon schmerzlich zu spüren sind.
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