Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2025 an MillerdeNobili (Laudatorin Prof. Katharina Christl, Rektorin Palucca Hochschule für Tanz Dresden, Maria Chiara de'Nobili, Alexander Miller und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (v.l.n.r)

Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2025

Das Choreografenduo MillerdeNobili wird für ihr künstlerisches Engagement geehrt

Dankbar und gleichzeitig offen kritisch: Maria Chiara de'Nobili und Alexander Miller finden bei der Preisverleihung klare Worte für die finanzielle Situation.

Dresden, 24/06/2025

Das Choreografenduo MillerdeNobili ist mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2025 geehrt worden. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und mit einem Stipendium von zusätzlichen 2.500 Euro verbunden. 

Zur Preisverleihung hätte man es fast übersehen können: Während Oberbürgermeister Dirk Hilbert die Urkunde verlas, standen beide, Maria Chiara de'Nobili und Alexander Miller einen Schritt weiter hinten auf der Bühne des Festspielhauses Hellerau. Diese Geste der Bescheidenheit ist typisch für das Auftreten der beiden. 

Weniger zurückhaltend waren aber ihre Worte. Wie sehr die eigentliche künstlerische Substanz der Stadt Dresden angesichts der anhaltenden finanziellen Misere unter Druck steht, haben haben sie ganz klar formuliert. Prof. Katharina Christl, Rektorin der Palucca Hochschule für Tanz, verwies zuvor in ihrer Laudatio auf das künstlerische Wirken der beiden Choreografen als ein in Dresden basierter Leuchtturm. Die Palucca-Absolventen haben es innerhalb von nur fünf Jahren geschafft, sich in der Tanzszene überregional und international einen Namen zu machen. Diese rasante Entwicklung kommt aber eben nicht ohne Kehrseite aus. Mit deutlichen Worten verwies de’Nobili darauf, dass das Preisgeld für die künstlerische Arbeit in diesem Jahr nichts Geringeres als eine Rettung darstellt. Was sich hier individuell auf deren eigene Arbeit bezieht, ist in jedem Fall exemplarisch für die freie Szene, nicht nur im Tanz.

Trotz allen Erfolgs beim Publikum und der Kritik und Anerkennungen wie der Einladung zur Tanzplattform in Berlin 2022 fehlt es an den grundlegenden finanziellen Strukturen, um strategisch planen oder investieren zu können. Mit den fehlenden Mitteln im Rücken scheitern sie auch immer wieder an den Zugangsvoraussetzungen für Fördermöglichkeiten: Diese setzen in der Regel einen Mindestanteil an Eigenmitteln voraus. Mit dem Wort „frustrierend“ untertrieb de’Nobili deutlich die Situation. Dass die beiden Choreografen für ihre nächste Arbeit, die im Oktober in Hellerau zur Uraufführung kommen soll, zum wiederholten Mal aktuell auf startnext eine Crowdfunding-Kampagne laufen haben, ist in diesem Fall eine klare Notlösung: Nur so ließe sich, im Erfolgsfall, die Produktion finanzieren.

Alexander Miller verwies darauf, dass es ihnen immer schwerer fiele, in Dresden zu produzieren. Ohne deutliche Verbesserung der Situation verliere die Stadt an künstlerischer Substanz, und öffentliche Orte der Gemeinschaft fielen weg. In ihrem Selbstverständnis als Brückenbauer sehen MillerdeNobili ihr Engagement auch für nachhaltige finanzielle Strukturen ganz klar als Notwendigkeit in der Standortpolitik für die Stadt. „In Zeiten, in denen auf Sylt der Hitlergruß gezeigt wird und ein Kanzler mit dem Begriff ‘Drecksarbeit’ Politik macht, brauchen wir die Kunst als konkreten Gegenentwurf“, so Miller. Deutlicher geht’s wohl kaum.  

 

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