Ailey II: „Freedom Series“ von Francesca Harper

Tanzgeschichte ganz heutig

Gastspiel von Ailey II – The Next Generation of Dance im Festspielhaus St. Pölten

Die jungen Tänzer*innen von Ailey II meistern die Herausforderung einer Quadruple Bill mit Stücken aus 64 Jahren Tanzgeschichte und diese wirken dabei noch ganz heutig.

St. Pölten, 26/01/2024

Eröffnet wurde der Abend mit „Freedom Series“ von Francesca Harper. Sie kreierte das Stück für die Company 2021 als sie die Leitung übernahm. In knappen 25 Minuten sieht man sehr unterschiedliche Bilder und vor allem unterschiedliche Stilrichtungen. Eine stringente choreografische Handschrift fehlt leider, manches wirkt wie eine Hommage an William Forsythe, bei dem Harper einige Zeit tanzte, und an Alvin Ailey. Immer wieder stehen Individuen der Gruppe gegenüber. Durch die verwendeten Leuchtkugeln entstehen meditative Bilder, die manches Mal sakral wirken. Leider ein eher schwacher Start in den Abend, der erst mit der Zeit in Schwung kam.

Tanzhistorisch gesehen war der nachfolgende Ausschnitt aus Alvin Aileys „The Lark Ascending“ von 1972 spannend anzuschauen. Eingeleitet wurde das Duo von Aileys Gedanken zum Stück. Seine lyrische Choreografie ist ganz auf die Musik ausgerichtet. Perfekt getanzt von Kali Marie Oliver und Andrew Bryant wirkt das Stück dennoch aus der Zeit gefallen.

2021, 1972, 2001, 1960: Bühne frei für Tanzgeschichte 

Energetisch dann Robert Battles „The Hunt“ von 2001 zur perkussiven Musik von Les Tambours du Bronx. Das ursprünglich für sechs Tänzer des Alvin Ailey American Dance Theater kreiierte Stück wird auf Harpers Wunsch nun von vier Frauen gezeigt. Passagen, die sehr strikt auf die Musik getanzt werden, wechseln sich mit solchen ab, die sehr fließend und weich wirken. Die jungen Tänzerinnen meistern diese Wechsel perfekt und man spürt ihre Energie im ganzen Saal.

Zum Abschluss dann Aileys Signaturstück: „Revelations“ aus dem Jahr 1960. Choreografiert zu unterschiedlichen Gospels in einem Amerika der Rassentrennung hat das Stück bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Hier erkennt man, wie geschickt Ailey technisch anspruchsvoll choreografieren und dabei auch unterhalten konnte. Mit viel Verve gehen die Tänzer*innen an die Sache heran und begeistern das Publikum.

Toll, dass es Bettina Masuch, Intendantin des Festspielhauses St. Pölten gelungen ist, die Company einzuladen. Sie zeigt damit auch, wie wichtig es ist, das tänzerische Erbe zu pflegen. Die Zusammensetzung des Abends hätte allerdings etwas stringenter sein können.

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