Teresa Stelzer in „BODY – signature of (y)our life #2“

Teresa Stelzer in „BODY – signature of (y)our life #2“

Zitternde Biografien

„BODY – signature of (y)our life #2“ und „HeimatLost“ zum Off Europa im Lofft

Double Bill zum Festival Off Europa in Leipzig mit Teresa Stelzer und Çağlar Yiğitoğulları auf der Suche nach sich selbst.

Leipzig, 16/05/2023

Eine Frau, Teresa Stelzer, liegt auf dem Boden. Überall im Zuschauerraum strahlen kleine Lämpchen, die zu Beginn verteilt wurden. Es ist eine Einladung zu einer Meditaion über die Geschichte eines Körpers. Ein Stimme erzählt von den Sternen, von der Nacht von der Einheit und Fremdheit von Körper und Geist. Die Augen schweifen über die Bühne, in der in ein Meter Höhe rote Tau gespannt sind. Dann wechselt das Licht von rot zu blau, taucht die Bühne in eine Nachtwelt, in der Stelzer kriecht, sich windet, krabbelt und pantominisch Erfahrungen einsammelt. Bänderfiguren tauchen auf, eine Art Puppe oder angedeutetes Skelett, Stelzer reckt sich nach den Sternen, windet sich am Boden. Dazu passt die Musik, mal grob gezupfte E-Gitarre, dann psychedelische Aggro-Meditation. Plötzlich knallt ein Rollbrett über die Bühne. Stelzer wuchtet sich drauf und die Welteroberung im Schneidersitz auf dem fahrbaren Gefährt kann beginnen. Sie sammelt pantomimisch, packt wieder aus, vergleicht und rollt am Ende durch den Zuschauereingang aus dem Saal des Lofft.

„BODY – signature of (y)our life #2“ ist die zweite Variante eines Stücks, das im Rahmen des Off Europa erstmalig zu sehen war. Die erste Fassung des nur zwanzig minütigen Stücks lief im Juni 2022 auf dem Chemnitzer DRIP-Festival. Ein kryptisches Objekt, das zuerst wie bei einer Meditationsübung viel erzählt und die Zuschauenden zu Teilnehmenden werden lässt an den Erfahrungen, sich in der Folge aber verbal verweigert. Stelzer, die im Alltag einen Rollstuhl benötigt, versucht mitzunehmen auf eine Reise, doch so recht packen tut sie das Publikum nicht. Zu wenig klare Setzungen, zu kleinteilig kommt diese Welt daher, die sich zudem in den immer ähnlichen pantomimischen Ausbrüchen ergießt. Dennoch macht es durchaus Freude Stelzer bei ihrer Entdeckungsreise zu begleiten und so bleibt der Abend vielleicht vor allem als Hoffnung auf die Nummer 3.

Das Off Europa zeigte als zweiten Teil dieser double bill im Lofft die Punk-Performance „HeimatLost“, in welcher der in Hamburg exilierte türkische Schauspieler Çağlar Yiğitoğulları auf Basis einer Geschichte von Daniil Charms, sich auf die Suche nach seiner Heimat sucht. Punkige Folklore beschwört hier die Geister der eigenen Vergangenheit, zwischen Famile, Gefängnis und den ungeöffneten Boxen. Yiğitoğulları malätriert dazu E-Bass, E-Gitarre und Trommeln. Streng in der Form, aber ohne tänzerische Elemente zerbeißt er am Ende das rohe Fleisch um Trost ausgerechnet in Nietzsche zu finden. Ein Hau-Drauf-Solo vom allerfeinsten, das trotz seiner Drastik nie den poetischen Rahmen verlässt.

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