Gala „Artists for Peace“ von Igor Zapravdin. Tanz: Andrey Kaydanovskiy und Rebecca Horner 

Gala „Artists for Peace“ von Igor Zapravdin. Tanz: Andrey Kaydanovskiy und Rebecca Horner 

Igor Zapravdins Liebe zum Ballett

Gala im Wiener Theater Akzent

„Artists for Peace“ nannte der aus dem ukrainischen Sewastopol stammende Ballettkorrepetitor Igor Zapravdin die von ihm selbst zusammengestellte Gala und feierte dabei auch seine 30-jährige Zugehörigkeit zur Wiener Staatsoper.

Wien, 05/07/2022

Seine kostümlichen Outfits sind legendär, seine Auftritte am Klavier streng, intensiv und konzentriert, seine Liebe zur Wiener Staatsoper seit dreißig Jahren wohl eine große und sein Herz schlägt für Ballett: Igor Zapravdin, am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau ausgebildet, hat russische Ensembles am Klavier begleitet, ehe er 1992 nach Wien kam, darunter das Moscow Classical Ballet für das auch Vladimir Malakhov tanzte. Ein Umstand, der zu jenem denkwürdigen Gastspiel in der Wiener Stadthalle führte, nach dem die damalige Wiener Ballettchefin Elena Tschernichova den jungen Tänzer, der sich als Siegfried vorstellte, engagierte. Auch Zapravdin wurde von ihr verpflichtet.

An der Wiener Staatsoper war Igor Zapravdin für viele Choreograf*innen tätig, als Solist auf der Bühne aber auch als Berater und Mitarbeiter bei der musikalischen Zusammenstellung der Produktionen von Malakhovs „Die Bajadere“ und Manuel Legris‘ „Le Corsaire“. Er scheint es zu lieben, Gala-Programme zu organisieren und mit einem solchen, durchzogen von ukrainisch-stämmigen Tänzerinnen, feierte er, eingeleitet von Ex-Ballettclub-Lady Ingeborg Tichy-Luger, seine Leidenschaft im relativ kleinen Theater Akzent, das sich als Ort bunter Programme bewährt hat. Und dessen Ausmaße vor wechselnden Hintergrund-Projektionen von allen Beteiligten bestmöglich genutzt wurden.

In rascher Abfolge scharte der Maestro, der nicht alle Auftretenden live begleitete, Tänzer*innen um sich wie Iana Salenko und Dinu Tamazlacaru vom Berliner Staatsballett in zwei Besonderheiten, dem Fanny Elßler-Pas de deux“ von Pierre Lacotte und dem „Halte de Cavalerie“-Pas de deux (nach Marius Petipa), die Ex-Wienerin Natalie Kusch mit Davide Dato im Adagio aus dem 2. Akt „Giselle“ dann mit Edward Cooper (beide Herren vom Wiener Staatsballett) in einem „Esmeralda“-Duo. Aleksandra Liashenko (Wien) war mit Maxim Woitiul (Warschau)in Leonid Lavrovskys Balkon-Pas de deux aus „Romeo und Julia“ zu sehen. Vom Teatro di San Carlo in Neapel reiste Annachiara Amirante mit Alessandro Staiano an, um das Adagio aus „Schwanensee“, 2. Akt zu zeigen. Also Vieles, das zur traditionsreichen Ballett-Welt gehört, kam einem da auf meist beachtlichem Niveau im Theater mit erweitertem Wohnzimmer-Feeling sehr nahe vor Augen, ohne aufdringlich zu werden. Das Fokin-Solo „Der sterbende Schwan“ in der ganz und gar natürlich wirkenden Interpretation von Olga Esina (Wien) mit Jury Revich an der (verstärkten) Geige fehlte ebenso wenig wie ein Ausschnitt aus dem Pas d‘esclave aus „Le Corsaire“ mit Francesco Costa (Wien) und Diana Zinchenko. Nicht Alles kann hier Platz finden.

Aus der „modernen Abteilung“ stachen Ioanna Avraam und Masayu Kimoto (beide Wien) in András Lukacs‘ formschönen „Luminous“ (Max Richter) hervor, gefolgt von Rebecca Horner und Andrey Kaydanovskiy (beide Wien) in Alexander Ekmans hintergründigem „Cacti“ und Eno Pecis Beziehungs-Duo „Opus“ (Chopin) mit Maria Yakovleva (beide Wien). Furios dann Igor Zapravdins Solo-Finale, in dem er Stationen seiner musikalischen Vergangenheit einem Medley gleich passieren ließ: Ein Liebender seiner Kunst.

 

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