Raimund Hoghe
Raimund Hoghe

„Den Körper in den Kampf werfen“

Raimund Hoghe erhält im Oktober den Deutschen Tanzpreis

Geehrt werden Friedemann Vogel als herausragender Interpret sowie Raphael Hillebrand und Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG) für herausragende Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz.

In Zeiten wie diesen ist nahezu nichts gewöhnlich. Unser gesellschaftliches System befindet sich im Wandel, ebenso wie der Kunst- und Kulturbereich einen immensen Wandel erfährt. Da ist es nur passend, dass mit dem diesjährigen Deutschen Tanzpreis ein Künstler geehrt wird, der – wie es Jury beschreibt – „nie versucht hat, das System zu bedienen, sondern es mit ungewöhnlichem Mut und persönlichem Einsatz zu verändern.“

Heute wurde in einer Online-Pressekonferenz Raimund Hoghe als Preisträger des Deutschen Tanzpreises 2020, der jährlich für „überragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland“ vergeben wird, bekanntgegeben. Hoghe, der in den achtziger Jahren als Dramaturg am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch arbeitete und seitdem als Choreograf und Tänzer, aber auch als Filmemacher und Buchautor tätig ist, wird mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Die Jury begründet die Auswahl mit der Betonung auf Hoghes eigener Ästhetik, die er „mit einzigartiger Intensität und Konsequenz“ verfolgt. „Seine hohe Kunst der Achtsamkeit, der gesteigerten Wahrnehmung ermöglicht einen neuen Blick auf den Tanz und ist nicht zuletzt ein unablässiges Experiment mit Schönheit.“

In seinen Arbeiten befasst er sich mit brisanten gesellschaftspolitischen Themen. Außerdem stehen seine Arbeiten für selbstverständliche Inklusion und Diversität. Raimund Hoghe vereint als Künstler aktuelle Diskurse und ist ein Vorreiter, Vorbild, eine Personifikation derzeitiger Bewegungen.

Raimund Hoghe reflektierte in seiner Dankesrede die aktuelle Situation und mögliche Einschränkungen im Theaterbereich, durch die die Anzahl der zugelassenen Zuschauer*innen beschränkt werden könnte, und erinnerte sich an Vorstellungen von Pina Bausch, die vor fast leeren Rängen gespielt wurde, für ihn aber trotzdem „starke Abende“ waren. Sehr optimistisch erklärte er: „Das Werk ist da. Es geht darum weiterzumachen.“ In der heutigen Zeit beschäftige er sich mit bedrohlichen Themen, die gerade in den Hintergrund geraten wie der Flüchtlingskrise, und versuche, sie mit der Schönheit des Tanzes und der Tänzer*innen zu verbinden.

Als herausragender Interpret im Tanz wird dieses Jahr der Stuttgarter Balletttänzer Friedemann Vogel gewürdigt. Die Jury beschreibt Vogel in der Begründung als Tänzer, „dessen beispielloser Antrieb nicht nur die Perfektion des Balletttanzes ist, sondern gleichzeitig der große Drang, immer wieder Neues im Tanz entdecken zu wollen.“ In einer kurzen Videobotschaft bedankte er sich und betonte, dass diese Auszeichnung für ihn insbesondere in dieser Zeit eine große Motivation und Stärkung sei, neue Wege zu finden, das Publikum zu erreichen.

Für herausragende künstlerische Entwicklungen im Tanz werden der Choreograf und Tänzer Raphael Hillebrand für seine genreübergreifenden und grenzüberschreitenden Arbeiten und die Hamburger Choreografin Antje Pfundtner für „ihr künstlerisches Schaffen und ihr vielfältiges Engagement in der Tanzvermittlung“ ausgezeichnet. Raphael Hillebrand betonte, dass seine Tanzform des Urban Dance im Allgemeinen ein große Bedeutung habe und forderte, dass eben diese Tanzform auch im Kunstbereich mehr an Akzeptanz und Präsenz gewinne. Antje Pfundtner fokussierte auf ihre Arbeitsweise, die geprägt sei vom gemeinsamen Wissens- und Inspirationsaustausch im Team, was sie als Form der Selbstermächtigung verstehe.

Die Verleihung des Tanzpreises sowie die dazugehörige Tagung und Tanzgala sollen am 16. und 17. Oktober in Essen stattfinden.
 

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