„Symfonieen der Nederlande“ von Hans van Manen

„Symfonieen der Nederlande“ von Hans van Manen

Meisterhafte Formationen

Gastspiel des Het Nationale Ballet der Niederlande in Hamburg

Im Rahmen der Balletttage: Vier Stücke von Hans van Manen waren anschauliche Beispiele für dessen meisterhafte Kunst, die TänzerInnen zu immer wieder neuen Formationen zu arrangieren.

Hamburg, 30/06/2019

Alljährlich lädt Hamburgs Ballettintendant John Neumeier für zwei Abende im Rahmen der Balletttage eine Gastkompanie ein. Dieses Jahr war es das Het Nationale Ballet der Niederlande. Vier Stücke von Hans van Manen, einem der wichtigsten niederländischen Choreografen des 20. Jahrhunderts, hatte das Ensemble im Gepäck und spannte damit einen Bogen über fast 30 Jahre seines Schaffens: „Frank Bridge Variations“ zur gleichnamigen Musik von Benjamin Britten aus dem Jahr 2005; die „Symphonieen der Nederlanden“ zur ebenfalls gleichnamigen Musik von Louis Andriessen aus 1987; „Sarcasmen“ nach den „Cinq Sarcasmes op. 17“ von Sergej Prokofjew (live am Flügel: Olga Khoziainova) aus 1981 (das übrigens auch schon einmal mit den beiden früheren Hamburger Ersten Solisten Ivan Liška und Chantal Lefèvre in Hamburg zu sehen war) sowie „5 Tangos“ zu Musik von Astor Piazzola aus dem Jahr 1977.

Alle vier Stücke waren anschauliche Beispiele dafür, wie kunstvoll sich Hans van Manen darauf versteht, die TänzerInnen zu immer wieder neuen Formationen zu arrangieren – schnörkellos und in sich stimmig. In dieser makellosen, fast seelenlosen Reinheit der Bewegung, ohne jedes Bühnenbild und dem oft redundanten Bewegungsvokabular hinterlässt das aber auch einen etwas sterilen, distanzierten Eindruck. Man schaut sich das gerne an – und fragt sich anschließend: Und nun?

Bei den „Frank Bridge Variations“ vereinigen sich fünf Paare zu kraftvollen episodenhaften Konstellationen, bei denen viel gelaufen wird, die Arme oft schräg nach oben gestreckt. Bei den „Symfonieen der Nederlanden“ marschiert die gesamte Kompanie – Männer wie Frauen – in fast militärischem Drill auf, der aber immer wieder von Ausreißern konterkariert und durchbrochen wird – das Ensemble zeigt hier eine bewundernswerte Einheitlichkeit in der Bewegung.

„Sarcasmen“ hat Witz und Esprit – ein Mann umgockelt eine Frau, die ihn mal an sich heranlässt, dann aber auch wieder vorführt und charmant abtropfen lässt. Igone de Jongh und Daniel Camargo tanzen das mit Verve und Humor.

Das älteste Stück des Abends sind die „5 Tangos“, bei denen sieben Paare die Höhen und Tiefen des Tangos geschmeidig ausloten, ohne in die typischen Tangohaltungen und -schritte zu verfallen. Mit am beeindruckendsten sind hier ein männliches Solo und ein Pas de deux für zwei Männer.

Das Hamburger Publikum war begeistert und feierte die Kompanie wie auch den in Kürze 87-jährigen Choreografen, der eigens für diese beiden Vorstellungen nach Hamburg gekommen war.
 

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