„Dornröschen“ von Ben van Cauwenbergh. Tanz: Adeline Pastor

„Dornröschen“ von Ben van Cauwenbergh. Tanz: Adeline Pastor

Viele Überraschungen

„Dornröschen“ von Ben van Cauwenbergh in Essen

Mit „Dornröschen“ nimmt Ben van Cauwenbergh einen weiteren Tschaikowski-Ballettklassiker des 19. Jahrhunderts in das Repertoire des Aalto-Balletts auf und verzaubert sein Publikum.

Essen, 10/11/2019

Von Sonja Majkowski

Eine Badewanne. Fröhlich badend sitzt darin die Königin (Maria Lucia Segalin), das Spiel mit dem Schaum genießend. Überraschend erscheint ein Frosch (Denis Untila), der ihr mitteilt, dass sie alsbald das lang ersehnte Kind gebären wird. Mit dieser Überraschung beginnt Ben van Cauwenberghs Prolog von „Dornröschen“ und im Laufe des Balletts erwartet die ZuschauerInnen noch so mache unterhaltsame Besonderheit.

Hübsch arrangiert und mit herrlich farbigen und glitzernden Kostümen umtanzen die Fliederfee (Mika Yoneyama) und ihre vier Begleiterinnen (Mariya Tyurina, Yulia Tikka, Yuki Kishimoto und Yusleimy Herrera León) Prinzessin Aurora in der Wiege, während der König und die Königin sich an ihrem Säugling erfreuen. Die Atmosphäre ändert sich zum Dramatisch-Bedrohlichen, als die böse Carabosse plötzlich mit ihrem Gefolge (Benjamin Balazs, Martin Carlos Nudo, Take Okuda) erscheint, um Aurora zu verfluchen. Die düstere Stimmung wird wunderbar durch die tänzerische Umsetzung Adeline Pastors umgesetzt, auch die Musik unter der Leitung von Andrea Sanguineti und die Videographie von Valeria Lampadova greifen die Atmosphäre auf.

Immer wieder überrascht „Dornröschen“ sein Publikum. Wenn man beispielsweise Aurora als Kind und ihre Starrköpfigkeit – ganz wunderbar getanzt von Laura Kubicko – kennenlernt, erfährt wie Koch (Nwarin Gad) und Dienerin (Amari Saotome) die Festlichkeiten vorbereiten und, dass zur Jagdgesellschaft des Prinzen Désiré natürlich echte Hunde gehören und der Prinz auf einem echten Pferd über die Bühne reiten muss. Nur das richtige Sitzen im Sattel sollte er noch einmal üben…

Überzeugend tanzt Mika Yoneyama die Rolle als Fliederfee und zeigt nicht nur tänzerisch ihr Können, sondern gibt der Rolle eine Seele. Hervorzuheben ist zudem der Pas de deux von Aurora und Désiré im vierten Akt. Yanelies Rodriguez kann sich hier ganz auf ihren Tanzpartner Artem Sorochan verlassen. Technisch einwandfrei zeigen sie die Ballerina und der Solist ihr Können.

„Dornröschen“ von Ben van Cauwenbergh erfüllt, was sich der Choreograf wünscht: Ein Ballett für die ganze Familie. So erwartet die ZuschauerInnen ein bunter Abend mit viel Witz, Charme und einer entzückenden Ausstattung, die das Essener Premierenpublikum begeisterte. Technisch ist dieser Ballettklassiker für das Aalto-Ballett in manchen Passagen sehr herausfordernd. Ein Lob gebührt hier dem Choreografen, auf welche elegante Art und Weise es ihm gelingt, die klassischen Soli und Pas de deux so umzugestalten, dass sein Ensemble sich der Komplexität der klassischen Technik stellen und an seine Grenzen gehen kann, ohne sie überschreiten zu müssen.
 

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