„For you my love!“ von Johanna Richter. Tanz: Tim Bergmann, Búi Rouch, Jannis Spengler, Moritz Ostruschnjak und Saša Kekez

„For you my love!“ von Johanna Richter. Tanz: Tim Bergmann, Búi Rouch, Jannis Spengler, Moritz Ostruschnjak und Saša Kekez

„For you my love!“

Johanna Richters jüngste Tanztheaterstück in der Schauburg in München

Im Zeitraffer jagt Johanna Richter fünf Männer durch sechs Shakespeare-Dramen. Und wir lernen wieder einmal: dass um die und wegen der Liebe fast immer auch Eifersucht, Rache, Machtgier und Morden toben.

München, 16/02/2016

Sie hauen, würgen, stechen sich ab, dass die Schmerzensschreie nur so durch die Münchner Schauburg gellen – und das in Johanna Richters jüngstem Tanztheaterstück „For you my love!“ (ab 14 Jahren)! So viel hat Richter, Stammgast am Theater der Jugend, noch nie gewagt: Im Zeitraffer jagt sie fünf Männer, zwei davon Tänzer, durch sechs Shakespeare-Dramen. Und wir lernen wieder einmal: der große Willy wusste, dass um die und wegen der Liebe fast immer auch Eifersucht, Rache, Machtgier und Morden toben.

Ganz blutig ernst geht's bei Richter allerdings nicht zu, was schon Mark Rosinskys Fundus-Ambiente signalisiert: Hier wird „Theater gespielt“. Vor einem Panorama aus Uralt-Requisiten – Lampenschirm, Pferdekopf, Thronsessel usw. – gehen, wild gestikulierend, die verfeindeten Capulets und Montagues aufeinander los, während Romeo und Julia nach zärtlichem Stelldichein gleich die Giftfläschchen leeren. Und schon tanzt Hamlet seine Selbstbefragung „Sein oder nicht sein“ in vergrübelten postmodernen Bewegungsschüben; versuchen Othello und Jago, Desdemonas Taschentuch, den falschen Beweis für den eingebildeten Ehebruch, zu erhaschen; macht Macbeth jeden herankriechenden Unterling kalt und wütet der bucklichte Richard III mit seinem Schwert. Es wird viel gefochten (Kämpfe: Heinz Wanitschek), die Schwerter dabei expressionistisch über den Körper streichend. Es wird bis zur totalen Körperverknäuelung gerungen, enorm viel tot zu Boden gestürzt.

In so viel Gebrüll und Krawall musste Abwechslung rein: „König Lear“ gestaltet sich, zur leisen Inhaltsangabe aus dem Off, als ruhige Pantomime im Sitzen. Hamlets detektivisch arrangiertes „Theater-Spiel“ ist hier ein Rüpel-Comic, sein Kampf mit Laertes ein von einem schrillen Moderator verfolgter Zweikampf und Hamlets Ophelia eine Überbrettl-Schwuchtel. Letzteres ist eher Geschmackssache. Das Stück hat Längen, wird auch – trotz Dramen-Inhaltsangaben im Programmblatt – im Detail nicht jedem Zuschauer verständlich sein. Aber der Grundgedanke durchaus (besonders, weil hier ausschließlich Männer alle Rollen spielen): dass nämlich der männliche Teil der Menschheit für Gewalt und Kriege verantwortlich ist. Auch die zappelnde und grimassierende Selbstdarstellung der fünf Alpha-Männchen auf zwei Bildschirmen ist schön aussagekräftig. Das Ineinander von mimischem Spiel und tänzerischer Bewegung funktioniert. Und Tim Bergmann, Saša Kekez, Búi Rouch, Moritz Ostruschnjak und Jannis Spengler sind ein schräges „Rat Pack“ des Tanztheaters – was zu einem Besuch animieren sollte.

weitere Vorstellungen 16.-18. März; 7., 9., 10. Mai

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