„Underneath” von Ravid Abarbanel (3. Preis Choreografie)

„Underneath” von Ravid Abarbanel (3. Preis Choreografie)

Das Gewicht der Welt

Die Gala des Stuttgarter Solo-Tanz-Theater Festivals in der Heidelberger Hebelhalle

Die Gala der Preisträger des Stuttgarter Solo-Tanz-Theater Festivals hatte in ihrer jüngsten Ausgabe mehr inhaltliche Schwergewichte und weniger Leichtigkeit versammelt als in früheren Jahren.

Heidelberg, 16/11/2016

Wir leben in schweren Zeiten. Auch die Gala der Preisträger des Stuttgarter Solo-Tanz-Theater Festivals, traditionell beim UnterwegsTheater in der Heidelberger Hebelhalle zu Gast, hatte in ihrer jüngsten Ausgabe mehr inhaltliche Schwergewichte und weniger Leichtigkeit versammelt als in früheren Jahren. Kein Wunder, wenn man aus Syrien stammt wie die Finalistin Hoor Malas. In ihrem selbst kreierten Solo „Regression“ stellt sie die Frage, was der Krieg mit einem Menschen macht. Ihre getanzte Antwort ist beklemmend: ein bedrohtes Kind. Am Ende aber schlägt die Regression in Aggression um.

In der westlichen Welt assoziiert man allerdings ganz andere, viel individuellere Befindlichkeiten mit dem Thema „Enfant“. So lautet der Titel der diesjährigen Siegerchoreografie von Joeri Dubbe (Niederlande), in der Tänzerin Sara Murphy (Kanada) ihr ‚inneres Kind’ wiederzufinden versucht – gegen alle äußeren Anpassungszwänge ein überzeugend dargestellter schmerzlicher Prozess. Um Abwehrmechanismen geht es auch in dem Solo „Underneath“ von Ravid Abarbanel aus Israel (3. Preis Choreografie). Wie Angst und Stress dem Körper so zusetzen, dass er sich am Ende selbst verrät – das hat die Tänzerin aus Israel perfekt nachvollziehbar und durchaus elegant umgesetzt.

Ein gegenwärtiger Trend, der auch bei dieser Gala zu sehen war, ist die Globalisierung des zeitgenössischen Tanzes – die Bewegungsmuster werden austauschbarer, fürs Individuelle bekommt die Mimik mehr Gewicht. Dieser Befund gilt allerdings nicht für Mounir Ali aus Ägypten (3. Preis Tanz). Seine persönliche Bestandaufnahme „What about Dante“ katapultierte ihn in trancefähigen Derwisch-Drehern in ein höchst persönliches Fegefeuer. Lacher im Publikum hervorzulocken blieb dieses Mal dem Belgier Louis Thuriot vorbehalten, der in seinem Stück „Balance“ kleine Fluchten und Frechheiten ausprobierte – mit viel Gespür für Timing und Wirkung choreografiert und mit der passenden Lässigkeit getanzt.
 

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