FEEDBACK
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FEEDBACK [2nd edition] am Tanzquartier Wien

Festivalblog von Anna Wieczorek

„FEEDBACK [2nd edition]. Ein Ausschnitt aktueller Tanz- und Performancekunst aus Österreich im Blick von Tanzquartier Wien“, so der offizielle Titel des heuer zum zweiten Mal stattfindenden Festivals.

Wien, 26/04/2013

Die nächsten drei Tage werde ich für tanznetz.de das Festival begleiten. Schon die Titelgebung signalisiert, dass diesem Festival eine reflektierte Haltung gegenüber dem subjektiven Blick des Kurators und seiner eigenen Positionierung innerhalb der Struktur „Festival“ vorausging.

Meine Vermutung bestätigt sich in einem kurzen Gespräch mit Walter Heun, der Leiter des Tanzquartiers, den ich auf dem weitläufigen Gelände des Museumsquartiers zufällig treffe, als ich mich am Vormittag nach Festivalbeginn in einem kleinen Café niederlasse. Seinen Schwerpunkt, hier die österreichische Tanzszene einem internationalen Festivalmacher-Publikum zugänglich zu machen, stützt er durch die Wahl eines, wie er sagt, „feinen, bescheidenen Formats“: „Ich will kein ‚Best of Austria’ proklamieren, auch wenn es mit einem großen Titel einfacher wäre, die Festivalmacher anzulocken“, so Heun. Denn es geht auch darum einige Uraufführungen in das Festivalprogramm zu integrieren, ein Vorgehen, das sich in der Konzeption der „großen“ Tanzplattformen oftmals ausschließt.

Und schon befinden wir uns mitten in der „Kuratoren-Krise“ – Was macht den Blick eines guten Kurators aus? Wie rechtfertigt er seine eigene Wahl gegenüber den Künstlern selbst, inwiefern mischt er sich in ihren kreativen Prozess der ein, indem er sie in seinem eigenen Festival-Programm positioniert? Welche Produktionen wählt er, abseits von den gängigen Produktionen des „Festival-Zirkus“, aus und welches Risiko trägt er, insbesondere wenn es um Uraufführungen geht?

Mal sehen, wie sich Heuns Programmierung innerhalb dieser Fragen platzieren wird und ob er seinem eigenen Anspruch gerecht werden kann. Da ich den großen Auftakt gestern Abend leider verpassen musste, bin ich umso gespannter wie TAG 2 des Festivals und vor allem die Diskurs-Reihe „Feedback-Exkursus“, die die FEEDBACK-Schleife in einem, an die gezeigten Produktionen angeschlossenen, eigenen Format beschließt, nun aussehen wird.

Der Auftakt gestern Abend war, wie ich bisher so mitkriege, vielversprechend. Gleich zu Beginn gab es nämlich eine Uraufführung und zwar von der freien Wiener Choreografin Christine Gaigg und ihrer Gruppe 2nd nature.

„DeSacre!“ heißt ihr neuestes Projekt, das vorerst sehr exklusiv, nämlich auf Einladung des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer, in den Räumen seiner Präsidentschaftskanzlei zu sehen war. Eine erste Begehung der dort 1772 erbauten ehrwürdigen Josephskapelle (ursprünglich als Wohnzimmerkapelle für Maria Theresia von Österreich konzipiert), inspirierte die Choreografin dazu, ein Pussy-Riot-Reenactment körperlich und textlich mit Nijinskijs Sacre zu verschränken. Als meist gespieltes, oft rekonstruiertes und neu-kontextualisiertes Jahrhundertwerk bietet sich der Sacre Du Printemps wohl an, auch aktuelle politische Implikationen mit einzubinden und damit die Aktualität von komplexen Kunstaktionen, die die „Möglichkeiten einer Gesellschaft übersteigen“, in einem neuen Kontext zu betrachten.

Soweit, so gut - Ich bin gespannt wies weitergeht.

Neben ihrem Promotionsstudium an der Universität Salzburg plant, konzipiert und veranstaltet Anna Wieczorek gemeinsam mit ihrer freien Gruppe CADAM (www.cadam-home.de) verschiedene Tanz- und Theaterprojekte in München.
 

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