Mit dem Tod ins Leben tanzen

Premiere beim Ballett Rossa an der Oper Halle

Halle, 15/05/2012

Es war eine Premiere mit Hindernissen, sie musste sogar verschoben werden, vor allem verändert. Ursprünglich sollte dem Ballett „Der Tod und das Mädchen“ eine Uraufführung von Ralf Rossa folgen, die er zu Musik der Beatles kreieren wollte. Da gab es nicht lösbare Probleme mit den Rechten. Die gibt es offenbar mit der Musik von Queen nicht, also folgt nun im neuen Ballettabend im Opernhaus Halle eine Uraufführung mit dem Titel „The show must go on“, Musik von Queen.

Zuvor aber eine Neufassung der Choreografie „Der Tod und das Mädchen“, zum gleichnamigen Streichquartett Franz Schuberts, von Anna Vita, Ballettchefin am Mainfrankentheater in Würzburg, wo sie das Stück 2006 zur Uraufführung brachte. Sie arbeitete zum ersten Mal in Halle und ist auf Anhieb gut angekommen, beim Publikum, und bei der Kompanie ganz offensichtlich auch. Anna Vita ist sehr sensibel mit der Musik umgegangen, sie erzählt eine Geschichte, lässt dem Tanz aber immer wieder viel Raum um den Emotionen dieses Werkes mit seinen erschütternden Passagen zu entsprechen.

In der Geschichte geht es um ein Mädchen, das in elterlicher, autoritärer Strenge gehalten wird. Da erscheint, wie in einem Lied Schuberts mit dem Text von Matthias Claudius, der Tod als Freund, und letztlich führt der Tanz mit dem Tod, bei dem die Liebe mehr und mehr das Verhältnis bestimmt, ins Leben. In Anna Vitas Choreografie gibt es Anklänge an klassische Formen, Pas de deux etwa. Es gibt expressive Momente aus dem Bereich des modernen Tanzes, etwa wenn die Eltern alles Persönliche ihrem Kanon absoluter Exaktheit unterordnen und auch auf die Tochter Zwang ausüben. Die verschiedenen Formen kommen gut zusammen. So lässt sich zum einen die Geschichte erzählen und so haben die Tänzerinnen und Tänzer, insbesondere die wunderbare Kaori Morito als Mädchen und der ausdrucksstarke Michal Sedlácek als Tod, viele Möglichkeiten in reichem Bewegungsspektrum den Emotionen der Musik zu entsprechen.

Und dann, nach der Pause, Ralf Rossa Uraufführung mit dem Titel „The Show must go on“, Musik von Queen. Wie kann das denn zusammengehen, so die große Frage. Man konnte es sich schwer vorstellen, was sollte da kommen nach der großen emotionalen Berührung des ersten Teiles. Es war wohl auch nicht daran gedacht einen dramaturgisch begründeten Zusammenhang herzustellen, wenn dann vielleicht im Sinne eines kräftigen Satyrspiels nach dem Drama. Und vielleicht stellt sich doch zumindest eine gedankliche Korrespondenz zwischen den beiden Teilen her: „Ich lebe mein Leben in vollen Zügen. Jeder Tag ist Fasching für mich“, so ein Zitat von Freddie Mercury, dem Sänger von Queen, im Programmheft, also auch eine Reaktion auf den Tod.

Optisch, musikalisch, stilistisch, gänzlich neue Welten. Knallbunt die Kostüme, Farbspiele in den Videos, im Tanz geht es ebenso bunt, mitunter knallig, dann wieder versonnen und in jähem Wechsel regelrecht sportiv, durch die Zeiten und Stile. Gute Tänzer aber können alles tanzen. Und das Ballett in Halle ist richtig gut aufgestellt. Ralf Rossa, immerhin seit 1998 hier der Chef, muss man einfach tolle Arbeit und kreative Kontinuität bescheinigen.

Gemäß dem Zitat von Freddy Mercury gibt es dann auch Fasching und Tanz in vollen Zügen. Elf Titel von Queen wurden ausgewählt, der Bogen spannt sich von „The show must go on“ bis zur unverwüstlichen „Bohemian Rhapsody“. Dazu das Spektrum des Tanzes: klassische Sprungvariationen und rauschhafte Pirouetten, Slapsticks, Spaß, Sportives und Brake-Dance-Zitate, immer dabei großes Augenzwinkern, Revuen lassen grüßen und das Musical des Broadways, die große Reihe wie einst bei den legendären Tiller-Girls, hohe Beinarbeit. Hier sind es auch mal Tiller-Boys, die lassen alle Hüllen fallen bis auf den Hut, der dann mal nicht den Kopf behütet.

Als Krönung ein romantisches Finale, das romantische Ballett grüßt, Tüll und Spitzentanz zur Musik von Queen. So wird man wahrhaft in dieser Show gut unterhalten und vergisst doch die starken Emotionen des ersten Teiles nicht.

 

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