„Peter Pan“ mit Markéta Šlapotová und Zdenko Galaba

„Peter Pan“ mit Markéta Šlapotová und Zdenko Galaba

Nun schlägst's 13!

Halle feiert sein Ballett Rossa mit einer Gala, die das Beste aus den vergangenen 13 Jahren zeigt

Hier macht die Kontinuität die Qualität. Seit 1998 ist Ralf Rossa Ballettdirektor in Halle an der Saale. Rossa ist auch der Chefchoreograf der Kompanie mit 24 Tänzerinnen und Tänzern.

Halle, 15/04/2013

Uraufführungen von ihm, wie beispielsweise „Nijinsky - Star des Russischen Balletts“ oder „Schlafes Bruder“, seine Sichten auf Klassiker, die man zu kennen meint wie etwa „Dornröschen“, „Schwanensee“ oder „Romeo und Julia“ machten nicht nur besten Eindruck bei den Hallensern.

Am Wochenende haben sie ihr Ballett und ihren Ballettchef gefeiert, ihre Tänzerinnen und Tänzer, Erinnerungen wurden wach. Im Jahre 2001 mag es vielleicht ungewöhnlich gewesen sein, Tschaikowskis vier kleine Schwäne nicht in gewohnter Spitzentechnik mit den verschränkten Armen zu sehen, sondern als flatterhafte Wildfänge mit entsprechend witzigem Tanz. Eine so heitere und luftige Choreografie funktioniert auch heute noch, das beweisen auch Hyona Lee und Tatsuki Takada als Odile und Prinz in Ausschnitten aus dieser Choreografie.

Es ist ja unverkennbar, wenn Ralf Rossa sich den klassischen Originalen widmet, dann nicht ohne eigene Akzente zu setzen, etwa in der Balkonszene aus „Romeo und Julia“ mit dem so wunderbar witzigen Abschiedsspiel der Liebenden, vor allem wenn so getanzt wird, wie es bei Markéta Šlapotová und Michal Sedláček der Fall ist.

Von besonderem Wert erscheint ein Ausschnitt aus der Choreografie „Und heimlich schauernd seh'n ich mich hinüber / Nach jenem Nebelreich...“ von 2001, in der es zu einer höchst sensiblen Symbiose zwischen dem Tanz und der filmischen Wiedergabe dessen kommt. Zunächst so zärtliches Suchen der Hände im aufkeimenden Liebesspiel eines Paares dem dann die schmerzvolle Erfahrung der Trennung folgt. Das ganze zunächst zum Zauber des Chansons

„Parlez-moi d´amour“, den zarten Klängen von Arvo Pärt und im schroffen Gegensatz zum Donnern von „Les Tambour du Bronx“. Bildhafter Bühnenzauber im Spiel von „Daphnis und Chloe“ zur Musik von Maurice Ravel mit Ludivine Revazov-Dutriez und Thiago Fayad.

Mit dem Zauber eines Sommernachtstraumes zu Musik von John Dowland beglücken uns Hyona Lee und Sdenko Galaba als Herminia und Lysander. Galaba ist auch Peter Pan mit den roten Haaren mit Markéta Šlapotová als Wendy in einem Duett aus „Peter Pan“ zur Musik von Philipp Glass.

Das Ensemble nimmt grandios den überschäumenden Schwung auf zu Mozarts Ouvertüre „Le nozze die Figaro“ in der Hallenser Ballettproduktion „Amadeus“ von 2006.

Zehn Tänzerinnen und Tänzer sehen wir in den Variationen des Lebens und der Liebe in der Korrespondenz zu den Jahreszeiten, zur Musik von Vivaldi in seinen berühmten Concerti grossi, die dem Aufkeimen, Aufblühen, dem Rückblick und dem Vergehen nachklingen.

Der Abend beginnt mit der fulminanten Eingangsszene zu Strawinkys „Le Sacre du Printemps“, vor 100 Jahren uraufgeführt, damals ein Skandalstück, heute ein Kultstück, in Halle in der Choreografie von Ralf Rossa 2005 uraufgeführt.

„Le Sacre du Printemps“, die Ballets Russes, Vaslaw Nijinsky, Serge Diaghilew. Ein Werk, eine Kompanie und zwei Namen die für die Revolution des Tanzes stehen im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts. Im April vor zehn Jahren feierte Ralf Rossas Ballett „Nijinsky − Star des russischen Balletts“ seine Uraufführung in Halle. Jetzt tanzen Dalier Burchanow als Nijinsky und Michal Sedláček als Diaghilew ein von körperlicher Leidenschaft getriebenes Duett aus diesem Werk zu Musik von Nikolai Tscherepnin und Richard Wagner. Zunächst die Musik zu einem der Werke Nijinskys, „Le Pavillon d´Armide“, dann die Verwandlungsmusik aus „Parsifal“, Analog zum Leben des besessenen Stars, aus dem Traum in den Wahn, in wirre Religiosität, eine Glanzleistung der beiden Solisten.

Die Gala in Halle wird eröffnet mit der Choreografie zu einem Dauerbrenner, Carl Orffs „Carmina Burana“, zu „Oh Fortuna“ liegen die Tänzerinnen und Tänzer im Kreis am Boden, dann eine der Spezialitäten ihres Choreografen, die Bewegungsfantasie der Arme, die den ganzen Menschen ergreift und durchaus in höchst witzige Situationen führen kann. Das geht bis in den Übermut der von Frühlingsgefühlen übermannten Tänzer, die nicht nur alles in diesem Rausch geben, sondern auch fast alles zeigen.

Zum Finale fährt die Kompanie noch einmal alle Reserven hoch. Zunächst die Dorfkerle in „Schlafes Bruder“ von 2004, die zu den feuernden, peitschenden Rhythmen von Goran Bregović, Michal Sedláček als Johannes Elias verprügeln. Wer sich in der folgenden Szene, wenn Zdenko Galaba als Peter Elias dem Gedemütigten wieder aufhilft, eine Träne aus dem Auge wischt, muss sich nicht schämen. Man wird selten so zärtlich berührt im Theater, noch dazu mit so wunderbarem, melancholischem Humor. Und dann wird scharf geschossen, ein wildes Fest, eine Dorfhochzeit, die Musik von Bregović heißt „Kalsnijkov“ und somit ist alles über dieses fulminante Finale gesagt. An diesem Abend wird die 13 zur Glückszahl.
 

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