Über 30 Jahre alt – und immer noch sehenswert

/img/redaktion/cover_neumeier_80er.jpg Als John Neumeier 1973 als Ballett-Direktor nach Hamburg kam, etablierte er für das noch recht steife und dem Neuling distanziert gegenüber tretende Hamburger Publikum eine Matinee: die Ballett-Werkstatt. Denn Neumeiers Entrée war alles andere als glatt verlaufen: 16 Tänzerverträge hatte er seinerzeit nicht verlängert, und so bestand Erklärungsbedarf. Mit seiner Offenheit, seinem charmanten amerikanischen Akzent und der Fähigkeit, Zahlen und Fakten anschaulich zu referieren und mit heiteren Anekdoten zu verknüpfen, eroberte er aber rasch die Herzen der Hanseaten. Rasch wurde die Werkstatt zum Publikumsrenner.

Auch nach nunmehr fast 40 Jahren ist das Interesse nicht abgeflaut: für die zweistündige Sonntagvormittag-Veranstaltung, die viermal in jeder Spielzeit stattfindet, sind Karten nur auf schriftlichen Antrag zu haben, jede Werkstatt ist schon Monate im Voraus ausverkauft (wie im Übrigen auch nahezu jede Abend-Vorstellung des Hamburg Ballett). 1977 hat Neumeier im Studio Hamburg für das NDR-Fernsehen vier Ballett-Werkstätten aufgezeichnet. Im Februar 1978 gab es dafür die Goldene Kamera – zum ersten Mal für eine TV-Produktion über den Tanz. Vier weitere Folgen kamen 1981 dazu.

Noch heute sind diese acht Werkstätten sehenswert. Sie behandeln Themen wie „Mythos und Schweiß“, wo deutlich wird, dass die Schwerelosigkeit auf der Bühne hart erarbeitet ist. Besonders aktuell angesichts der Wiederaufnahme in dieser Spielzeit ist auch die Folge über „Das Symphonische Ballett“, in der Neumeier seine Choreographie zur 3. Sinfonie von Gustav Mahler erläutert. Oder „Der Mann tanzt“, „Pas de Deux“, „Auf Spitze“ – selten erfährt der Zuschauer Grundlegendes über das Ballett auf so anschauliche und unterhaltsame Art und Weise. Die acht Ballett-Werkstätten gibt es bei iTunes für 2,49 € pro Folge oder 7,99 € pro Staffel (4 Folgen). Oder als 3 DVDs für ca. 35 €. DVDs bei Amazon bestellen!