Ivan Liška (2. von links) und Ensemble
Ivan Liška (2. von links) und Ensemble

Die Essener Nacht der Nächte

Die deutsche Tanzpreis-Gala mit Ivan Liska, Gözde Özgür und dem Bayerischen Staatsballett

oe
Essen, 04/02/2012

Einmal im Jahr darf sich Essen, die Ruhr-Metropole, die Hauptstadt des deutschen Tanzes wähnen. Dann ist Gala angesagt! Zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises und des Tanzpreises „Zukunft“. Dann strömen sie alle herbei, die Tänzer, Ballettmeister, Choreografen, Pädagogen, die Ballettchefs, Schüler und Altgedienten, samt Fußvolk, Fotografen und Journalisten: ganze Kohorten im Dienste der Muse der Tanzkunst. Dann geht es im Essener Aalto-Theater her wie beim Ramandan in Mekka.

Allerdings nicht zum Fasten. Sondern zur Völlerei in Sachen Tanz. Gefeiert werden die beiden Preisträger – in diesem Schaltjahr besonders glanzvoll, Ivan Liška, Chef des Bayerischen Staatsballetts, und Gözde Özgür, Nachwuchssolistin der Kompanie. Die Festredner sind Ulrich Roehm, Inaugurator und Mr. Tanzpreis in Personalunion, und der Essener Oberbürgermeister. Die Laudatores heißen an diesem Abend Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, und Wolf Wondrascheck, geradewegs aus München kommend, wo die Ballettbayern seinen Gedichtzyklus „Das Mädchen und der Messerwerfer“ zur Uraufführung gebracht haben.

Die Feiernden: das sind oben auf der Bühne das komplette Bayerische Staatsballett mit seinen Topsolisten Lucia Lacarra, Roberta Fernandez, Cyril Pierre, Marlon Dino, Norbert Graf und Lukas Slavicky – und natürlich die Preisträger Ivan Liška mit der unverwüstlichen Judith Turos in dem Hans van Manenschen Seniorenknüller „The Old Man and Me“ und die aparte Türkin Gözde Özgür zusammen mit dem Filou Matej Urban in dem ikonoklastischen Pas de deux aus „Giselle“ von Mats Ek. Und so ging es quer durch die Ballettgeschichte von Petipa über John Cranko (was für ein Souverän des Pas de deux in „Der Widerspenstigen Zähmung“), van Manen, Kylián und John Neumeier bis zu Nacho Duato: die enorme stilistische Bandbreite des heutigen Staatsballetts von der Isar demonstrierend als Klassikerkompanie, die mit ihrem bayerischen Charme heute in der ganzen Welt ein gern gesehener Gast ist.

Na ja, und da haben wir uns natürlich anstecken lassen und begeistert mitgefeiert, drunten im Saal, 1125 Ballettfans aus allen Teilen der Bundesrepublik und drum herum, Hörige im Dienste der Terpsichore, denn wir sind das (Tanz-)Volk, Lobbyisten der Schönheit, Anmut und Grazie. Ach könnte doch das ganze Jahr Ballett-Essen sein.

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