„2. repulsion“ & „3. isolation“ von Hiroaki Umeda. Tänzer: Yvener Guillaume & Sofiane Tiet (v.l.n.r.)

„2. repulsion“ & „3. isolation“ von Hiroaki Umeda. Tänzer: Yvener Guillaume & Sofiane Tiet (v.l.n.r.)

Eine Idee ist noch keine Choreografie

„2. repulsion & 3. isolation“ von Hiroaki Umeda bei Tanz im August

Berlin, 16/08/2011

Auf zehn Jahre ist das Projekt des japanischen Künstlers angelegt, das vor zwei Jahren begonnen hat. Er wolle sein Bewegungsmaterial an andere Tänzer abgeben um „die Spannung zwischen seinen geerdeten und fließenden Bewegungen und gänzlich anders gearteten Tanztechniken wie Ballett oder Hip Hop zu untersuchen“, so kündigt das Programmheft den zweiteiligen Abend an. In der alten Berliner Schaubühne, dem Theater am Halleschen Ufer, kommt zunächst mit „2. repulsion“ eine bereits erprobte Arbeit mit drei Hip-Hop-Tänzern zur Aufführung, im zweiten Teil, in Berlin zu Ende geprobt, die Uraufführung „3. isolation“ mit drei Balletttänzerinnen.

So recht überzeugen wollen beide Angebote nicht. Hiroaki Umeda entwickelt kaum Raumempfinden, bleibt zunächst einer streng geometrischen Vorgabe mit den Tänzern als Eckpunkten eines Dreiecks verpflichtet und lässt dann die Tänzerinnen vorwiegend in einer Diagonale verharren, Positionswechsel und Wechsel der Blickrichtungen bringen beide Male keine spürbare Veränderung. Dazu elektronischer Sound, mal ein knisternder Teppich, dann wieder Signale, schmerzhaft wie Stromstöße oder unangenehm pfeifende Tinitus-Töne. Eigentlich aber bleiben die Soundwechsel lediglich Signale für Veränderungen der Haltungen bei den Protagonisten.

Zeichnet sich die Hip-Hop-Paraphrase noch durch ein gewisses Maß an Geschlossenheit aus, so bleibt bei der Versuchsanordnung mit den Tänzerinnen der Beigeschmack einer längst nicht fertigen Arbeit, deren Probenstand gerade eben so wiederholbar gemacht worden ist. Umeda mag es langsam, die somit ihrer Kraft beraubten Bewegungen der Hip-Hop-Tänzer werden spannungsarm. Gebrochen werden sie durch Sequenzen, die an fernöstliche Meditationsrituale erinnern.

Die Tänzerinnen präsentieren immer wieder Grundpositionen neoklassischer Herkunft auf halber Spitze, was an Arbeitssituationen im Ballettsaal erinnert. Den Gegensatz zwischen Spannung und Entspannung zum Thema zu machen bleibt eine Idee, die wenig Wirkung dadurch gewinnt, dass die Tänzerinnen aus der Vorgabe einer „klassischen“ Haltung in eine solche wechseln, die dem natürlichen Begehren des Körpers folgen soll. Zudem, so wird es angekündigt, wolle Umeda die Isolation der Tänzerinnen thematisieren, es bleibt bei streng durchgehaltenen eingefrorenen Leidensminen. Nach einer Stunde geht der Elektrosound ganz schön auf die Ohren und die unfertige Präsentation auch ein wenig auf die Nerven.

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