Im nächtlichen Garten

Spanischer Tanz mit modernen Elementen: Flamencos en route zeigen ihr Jubiläumsprogramm „florescencia“

Stuttgart, 09/04/2010

Vogelschreie hallen durch den schattigen Garten, die stolzen Frauen in ihren langen Kleidern scheinen direkt aus der maurischen Geschichte zu uns herauszutreten. Die Kompanie Flamencos en route feiert derzeit ihr 25-jähriges Bestehen, mit dem Jubiläumsprogramm „florescencia“ gastierte sie erst im tanzhaus nrw und nun im Stuttgarter Theaterhaus (das sich an manchen Abenden, wenn beide große Säle mit Tanz gefüllt sind, schon mal als Tanzhaus Stuttgart fühlen darf).

Der Titel des Stücks, zu deutsch „Blütezeit“, ist auch eine Hommage an die große Vergangenheit des spanischen Tanzes, der jetzt innerhalb kurzer Zeit zwei seiner großen Stars und weltweit verehrten Pädagogen verloren hat – neben José de Udaeta, der im September starb, wenig später auch seine frühere Tanzpartnerin Susana, die Mitbegründerin von Flamencos en route. Genau wie Brigitta Luisa Merki, die heutige Direktorin der Kompanie, stammte Susana eigentlich aus der Schweiz, wo man traditionell eine besondere Zuneigung zum Flamenco hegt. Ihr und ihrem Mann, dem Komponisten Antonio Robledo, ist die Jubiläumsproduktion gewidmet, „florescencia“ lässt gleichzeitig auch Themen und Motive aus früheren Stücken Revue passieren.

Stilisierte Pflanzenskulpturen und eine brillante Lichtregie, die den imaginären Garten in geheimnisvolle oder fahle Stimmungen taucht, sind neben den fließenden Kostümen in Naturtönen die einzigen Zutaten zu diesem untypischen Flamenco-Abend ohne rote Rüschenröcke. Natürlich zeigen die verschiedenen Szenen auch die Virtuosität des klassischen Flamencos, mit rasanten Steigerungen und rasend schnellen Schritten oder Drehungen. Aber Brigitta Luisa Merki, die neben dem Tänzer Eloy Aguilar die meisten Tänze

Vogelschreie hallen durch den schattigen Garten, die stolzen Frauen in ihren langen Kleidern scheinen direkt aus der maurischen Geschichte zu uns herauszutreten. Die Kompanie Flamencos en route feiert derzeit ihr 25-jähriges Bestehen, mit dem Jubiläumsprogramm „florescencia“ gastierte sie erst im tanzhaus nrw und nun im Stuttgarter Theaterhaus (das sich an manchen Abenden, wenn beide große Säle mit Tanz gefüllt sind, schon mal als Tanzhaus Stuttgart fühlen darf).

Der Titel des Stücks, zu deutsch „Blütezeit“, ist auch eine Hommage an die große Vergangenheit des spanischen Tanzes, der jetzt innerhalb kurzer Zeit zwei seiner großen Stars und weltweit verehrten Pädagogen verloren hat – neben José de Udaeta, der im September starb, wenig später auch seine frühere Tanzpartnerin Susana, die Mitbegründerin von Flamencos en route. Genau wie Brigitta Luisa Merki, die heutige Direktorin der Kompanie, stammte Susana eigentlich aus der Schweiz, wo man traditionell eine besondere Zuneigung zum Flamenco hegt. Ihr und ihrem Mann, dem Komponisten Antonio Robledo, ist die Jubiläumsproduktion gewidmet, „florescencia“ lässt gleichzeitig auch Themen und Motive aus früheren Stücken Revue passieren.

Stilisierte Pflanzenskulpturen und eine brillante Lichtregie, die den imaginären Garten in geheimnisvolle oder fahle Stimmungen taucht, sind neben den fließenden Kostümen in Naturtönen die einzigen Zutaten zu diesem untypischen Flamenco-Abend ohne rote Rüschenröcke. Natürlich zeigen die verschiedenen Szenen auch die Virtuosität des klassischen Flamencos, mit rasanten Steigerungen und rasend schnellen Schritten oder Drehungen. Aber Brigitta Luisa Merki, die neben dem Tänzer Eloy Aguilar die meisten Tänze choreografiert hat, erzählt in ihren assoziativen Bildern viel lieber von der trockenen Erde, von Müttern mit Kindern im Arm, von weiblichem Miteinander und männlicher Konkurrenz, vom arabischen Einfluss auf das spanische Erbe und vom ewigen Thema des Flamenco, dem Tod. Sie entwickelt die Tradition weiter, fügt den eigentlich sehr formalen Tänzen theatralische und moderne Elemente hinzu, sucht den Bezug zu benachbarten Genres.

Kernstück des Abends ist ein langes, ausdrucksvolles „Dúo de amor“ für José Moro und die unglaubliche Karima Nayt, eine Algerierin mit warmer Gesangsstimme und einem modernen, lose fließenden Tanzstil, der zu den strengen Posen des traditionellen Flamenco in faszinierendem Gegensatz steht – genau wie ihre nackten Füße zu seinen harten Absätzen. Der Flamenco lockt mit seinen stolzen, sinnlichen Mitteln, der moderne Tanz antwortet auf seine eckige, widerstrebende, später dahinfließende Weise: es entsteht ein Liebestanz ganz eigentümlicher, entrückter Art.

Wieder eine andere Farbe bringt Raquel Lamadrid mit ihrem stilisierten und eleganten Solo in Spiel, als einsame Zentaurin, halb Frau und halb Pferd. Neben den Sängerinnen Karima Nayt und Rocío Soto (letztere mit der flamenco-typischen rauen Stimme) sorgen zwei Gitarristen und ein Percussionist für die farbenreiche Musikbegleitung der sechs fabelhaften, der Persönlichkeit nach so unterschiedlichen Tänzer.

Bei der Premiere im Theaterhaus wurde einmalig eine halbstündige Filmdokumentation über Susana und Antonio Robledo gezeigt, gedreht 1982 beim Unterricht in der kanadischen National Ballet School (wo sich damals auch der Ballettstudent Rex Harrington am Flamenco versuchte). Susana und ihr Mann beschreiben den Flamenco als Tanz ohne nationale Grenzen, dessen wichtigstes Element fraglos der Rhythmus ist: „Alles am Körper kann falsch sein – aber ohne Rhythmusgefühl wird man kein Flamencotänzer“. Bis Sonntag kann man sich im Theaterhaus davon überzeugen.

www.flamencos-enroute.com / www.theaterhaus.com

 

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