Alle lieben Daria

Ihre 1000. Vorstellung feiert Daria Klimentová mit einer Gala in Prag

Prag, 15/03/2010

Hier hat ihre Karriere begonnen, 1989 im Prager Nationaltheater, nach Ausbildung und Abschluss am Prager Tanzkonservatorium. Ein Jahr später war sie Solistin, es zog sie in die Welt, zunächst tanzte Daria Klimentová in Südafrika, dann beim Scottish Ballet und schließlich als Principal Dancer am English National Ballet, dem sie bis heute in dieser Position angehört. So beginnt eine Weltkarriere, der Weg führt immer wieder nach Hause, regelmäßig gibt die Tänzerin Gastspiele in Prag, gerne mit Freunden, mit Kollegen. Inzwischen kennt und schätzt man sie auch als Fotografin, der fachliche Blick, die Liebe zum Tanz und die Kunst der Einfühlung machen ihre Ausstellungen und Veröffentlichungen zum Erlebnis der besonderen Art.

Im Prager Nationaltheater, zur Gala am 10. und 11. März, erwiesen ihr so illustre wie exzellente Kolleginnen und Kollegen aus Amerika, Kuba, England, der Ukraine und Ungarn die Ehre und im launigen Finale stritten sich sogar die Herren darum die Jubilarin zu fangen, zu tragen und im Wettkampf in schwindelerregende Höhen zu werfen. Zu Beginn, nach einer kurzen Filmdokumentation und einer Laudatio, bei der es für die Prager viel zu lachen gab, brillierte die Klimentová in dem Tango-Solo „TBA“ von Christopher Hampson. Zur Musik von Peter Tschaikowsky setzte sie ein zutiefst berührendes Zeichen für die Kraft des reinen Tanzes aus Klang und Emotion der Bewegung im Pas de deux von George Balanchine mit Joel Carreño vom Ballet National de Cuba.

Der Spanier Esteban Berlanga, Solist beim English National Ballet, war ihr Partner im Pas de deux des ersten Aktes aus „Manon“ von Sir Kenneth MacMillan, eigentlich eine Choreografie die im Ungefähren bleibt, so grundiert und intensiv getanzt wie hier aber eine Freude. Und dann die Wahnsinnssprünge ins schon angesprochene Finale aus der bravourösen Choreografie „Moszkowski Waltz“ von Vasilij Vainonen. Da ist der stattliche erste Tänzer des Budapester Nationalballetts, Tamás Solymosi genau der rechte Partner, der die Klimentová aus dem Sprung sicher fängt, hoch wirft und wirbelt. Das sind eigentlich bedrohliche Momente in Richtung Publikum, denn es hält gemeinschaftlich den Atem an und atmet, wenn der Zauber vorbei ist, ebenso gemeinschaftlich tief durch, um dann erlöst zu jubeln.

Aber eigentlich können die Fans an diesem Abend nicht genug bekommen von jenen Paradestücken, den Pas de deux mit ihren gewagten Variationen der springenden Tänzer und der in den Piruetten derilierenden Tänzerinnen, die sich gegenseitig an diesem Abend zu überbieten scheinen. Natalia Domracheva und Daniil Simkin, sie vom Nationalballett in Kiev, er vom American Ballet Theatre, als Kitri und Basil in jenem sagenhaften Duo von Petipa aus „Don Quixote“. Wenn Vadim Muntagirov mit Erina Takahashi, beide aus London gekommen, aus dem zweiten Akt „Giselle“ in Petipas Fassung tanzen, dann zeigt sich nicht nur der Choreograf von einer ganz anderen Seite, sondern beide Solisten verstehen es, die exzellente Technik in den Dienst des Inhaltes zu stellen, um aber im Pas de deux des 3. Aktes aus „Le Corsaire“, wiederum von Petipa, noch mal alle Register der Brillanz zu ziehen. Ausgerechnet die verlässt den ansonsten überzeugenden Herman Cornejo, nachdem er als Geist der Rose von Fokine Adela Ramirez im Traum betörte, auf den berühmten Sprung aus dem Fenster müssen wir verzichten, er geht einfach ab durch die Gasse.

Von ganz anderer Art zeigt sich Adela Ramirez an der Seite ihres Kollegen James Forbat vom English National Ballet in der geheimen Korrespondenz zweier Seelen, wie sie Hans van Manen zur Musik von Eric Satie schuf. Ebenfalls eher von verinnerlichter Brillanz „Within the golden hour“ von Christopher Wheeldon mit Maria Kochetkova und Joan Boada vom San Francisco Ballet. Von ganz unterschiedlicher Art die Soli der Herren an diesem Abend, „Casi Fado“ von Ricardo Franco mit Esteban Berlanga, Herman Cornejos athletische Eleganz in „Within you without you“ von Natalie Weir und der Reißer „Les Bourgois“ Ben van Cauwenberghs mit Daniil Simkin als clowneskes Sprungwunder. Zu zweit, mit außergewöhnlicher Technik, an der Grenze zur Artistik und sportivem Anspruch, Maria Kochetkova aus San Francisco und Vadim Muntagirov aus London in einer Choreografie von Youri Possokhov zur Musik von Peter Tschaikowsky.

Am Ende eine große Show, Tanzsensationen gewiss, aber der Charme überwiegt, die Bravour atmet Lebensfreude, die Lyrismen zarter Linien durchweben sie, das macht die Langzeitwirkung aus und die Erinnerung an diesen Abend zu Ehren der Daria Klimentová, zu Ehren des Tanzes, der Tänzerinnen und Tänzer.

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