Uraufführung der Choreografie „Zwerge“ von Tarek Assam

Auftakt des TanzArt Festivals 2009 in Gießen

Gießen, 30/05/2009

Es ist schon Tradition, dass die TanzArt ostwest in Gießen mit der Uraufführung einer Eigenproduktion auf der kleinen Bühne des Stadttheaters beginnt. War es im vergangenen Jahr die „Welt der Engel“, der Tarek Assam nachspürte, so wählt er in diesem Jahr „Zwerge“ als Inspirationsquelle. Das gut einstündige Stück hatte am Donnerstag Abend Premiere im Theater im Löbershof (TiL). Zwerge gibt es in vielen Volksmärchen, die Phantasie machte sie zu kleinen, hässlichen, gemeinen und jähzornigen Wesen, die untertage leben und arbeiten. Psychologisch gesehen sind sie Stellvertreter für die innere, die dunkle Seite des Menschen und die zeigt sich auch im deformierten Äußeren: Die Tänzer ziehen Grimassen, zeigen ihre Fratze und machen Verrenkungen.

Assam wählte eine überraschende und positiv stimmende Musik, in der sich Elemente aus Jazz, Minimal Music und Weltmusik verbinden; die Komponisten sind Nik Bärtsch und Rain Tree Crow. Tänzerische Abläufe folgen den Rhythmen und setzen präzise Akzente, und das in einer Dichte, die man von dem Choreografen bislang nicht gewohnt war. Drei Paare tanzen in schlichten Kostümen (Michele Lorenzini), die zwischen Alltagskleidung und bunter Zwergentracht liegen: Magdalena Stoyanova und Eoin Mac Donncha, Morgane De Toeuf und Victor Villarreal Solis geben die flinken jungen Zwerge mit filigranen Bewegungen und fast turnerischen Glanzstücken. Sue McDonald und Paul Zeplichal sitzen zunächst unbeteiligt am Rande, um dann als Seniorpaar ins Geschehen einzugreifen. Sie verändern so einiges im Verhältnis der Zwerge zueinander, geraten selbst in Streit, um am Ende mit strahlenden Gesichtern den ‚Kleinen’ wieder zuzuschauen.

Das Bühnenbild (Lorenzini) besteht aus zwei Bergspitzen, dreieckförmige Leinwände in den Raumecken, die auch begehbar sind, was am Ende zu schwungvollen Laufparaden genutzt wird. Auf die Leinwände wird durchgehend ein Video projiziert, kreiert von Hagen Wiel, der bereits das eindrucksvolle Video zu „Welt der Engel“ schuf. Meist sind es Ansichten aus der Natur wie eine Blumenwiese, Wolken oder Felsen, die verfremdet wirken durch Nahsichten, leichte Unschärfen oder das sanfte Hin- und Hergleiten der Kamera. Mal gibt es auch eine menschliche Fratze in Groß und am Ende treten auch die beliebten Gartenzwerge deutscher Vorgärten auf.

„Ich bin klein, du bist allein“ lautet eine Wortszene, die andere „Du bist gemein“. Es sind die einzigen Stellen, die arg gedehnt wirken und den Spannungsbogen abfallen lassen, doch fangen die beteiligten Tänzerinnen dies gekonnt wieder auf. Eine überraschende Choreografie und eine gelungene Ensembleleistung.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern