Ein eigener Mikrokosmos der Evolution

Ein Raum mit weißem Boden, auf dem ein schwarzes Etwas liegt. Ein Mensch? Ein Tier? Nein, ein Stück Holz, wurzelhaft in seiner Gestalt. Wie ein Schatten gleitet im Hintergrund eine Person vorbei. Sie nähert sich dem Stück Holz, hält es, trägt es. In seinem Solo „Miniaturen“ lässt Gilles Welinski eine Miniaturwelt seiner eigenen Evolution entstehen. Das Stück Holz als Symbol für die Natur. Mal ist es ein Sitzplatz, mal ein Aussichtspunkt. Am Boden und an den Wänden tanzen die Schatten und entwickeln eine zweite Welt. Unterbrochen wird dieses Spiel mit dem Holz von Klaviermusik, die Gilles Welinski zum Tänzer werden lässt: Angedeutete Arm- und Beinhaltungen aus dem Ballett disziplinieren seinen Körper und entreißen ihn der Natur. Marionettenhaft wirken seine Bewegungen. Vogelgezwitscher holt ihn wieder zurück. Doch das Stück Holz wird zu einer Last, gegen die er ankämpft und die ihn erschöpft zu Boden sinken lässt.

Verwischt und verrutscht wirken diese Bilder, die wenig über seine Haltung gegenüber Geist und Natur durchscheinen lassen. Zusammengehalten wird dieser angedeutete Dualismus von der Geräuschcollage aus verschiedenen Vogelstimmen und Klaviermusik des Komponisten Olivier Messiaen, dessen Werke fast immer ein christliches Thema enthalten, und der Komposition des Lichts, das mal heller, mal dunkler wird und zwischen den Farben grün, blau, orange und gelb oszilliert.

Der Umbruch im Stück beginnt mit einer Holzpuppe. Mit ihr gelingt es Welinski, eine Brücke zwischen der Natur und sich zu schlagen. Das Stück gewinnt an Dichte. Fortan ist er der Marionettenspieler, der die Puppe nach seinem Belieben platziert und bewegt. Am Ende bleibt das Bild einer halb aufgerichteten Holzfigur, die zu sagen scheint: Das Ziel der Evolution liegt noch fern. Obwohl der Mensch als Krone der Schöpfung gilt. Wird er es jemals erreichen? Existiert überhaupt ein Ziel, eine höchste Stufe, die zu erreichen ist?