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„What a feeling“ von Torsten Konrad eröffnet das Festival TANZhautnah im Bürgerhaus Stollwerck

Köln, 04/11/2009

Improvisieren war angesagt beim Festival TANZhautnah der Kölner Tänzerinitiative im Bürgerhaus Stollwerck. Diesmal nicht, weil es mal wieder finanzielle oder technische Probleme zu lösen galt, sondern weil „Improvisation“ in diesem Jahr der thematische Schwerpunkt des inzwischen traditionellen Herbst-Festivals der freien Tanzszene war. Den Auftakt machte Torsten Konrad, Tänzer und Choreograf, mit „What a feeling“, einer ebenso außergewöhnlichen wie anspruchsvollen Körperperformance, die ihn durch verschiedene Gefühlszustände führt.

„What a feeling“, tönt Irene Cara klischeehaft aus den Lautsprechern und auch Torsten Konrad sonnt sich im Klischee. Jedenfalls räkelt er sich ganz zufrieden auf seinem Stuhl frontal zum Publikum, mit gewinnendem Lächeln – oder doch mehr breitem Grinsen? Die Meinungen gingen, wie die Lacher zeigten, auseinander. Was für den einen komisch ist, empfindet der andere möglicherweise gar nicht so. Konrads Ausgangspunkt scheinen die alltäglichen Bewegungsklischees zu sein, in denen sich Gefühle äußern: eine wegwerfende, abfällige Handbewegung, eine Geste der Betroffenheit, ein begeistertes Armerecken. Versiert setzt er den Körper und seine Glieder als spontanes Ausdrucksmittel ein.

Dabei geht er auch an emotionale Grenzen. Wenn Empörung, Wut, Ärger hochkommen, dann stampft er auf, geht in die Knie oder wälzt sich auf dem Boden, hämmert mit der Faust. Und wenn er wieder Ruhe findet, legt er die Hand auf die Brust, geht auf Fußspitzen, wippt und tänzelt. Die Inszenierung geht in allen Details perfekt auf die Zwischentöne dieser Gefühle ein. Hilfreich sind die auf zwei diagonal stehende Leinwände eingeblendeten Titel: Im dampfenden Kessel gezähmt. In der Mitte des Seins die Sanftheit. Im gemeinsamen Schwingen verweilen. Die Unabwendbarkeit des Unerwünschten. Sie zeigen an, in welche Gefühlswelten sich der Performer begibt. Dabei beobachtet er sich durchgängig selbst, so als dürfe ihm keine Nuance an Gefühlsveränderung entgehen. Ein Augenpaar (später stellt sich heraus, dass es seines ist) folgt auf den Leinwänden seinen Aktionen. Was anfangs als zu klischeehaft empfunden werden kann, wandelt sich schnell: Konrad begibt sich über eine stereotype Bewegung in das Gefühl hinein, erreicht offensichtlich die innere Stelle, an der es entsteht – und wirkt dann in seinen Bewegungen unglaublich authentisch und überzeugend.

www.torstenkonrad.com

www.tanzhautnah.de

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