Ein Dornröschen im Wirrwarr der Mythen

Jochen Ulrichs neue Inszenierung des Klassikers am Landestheater

Linz, 16/03/2009

Wenn Jochen Ulrich, Mann des Tanztheaters, sich am Linzer Landestheater mit dem klassischsten aller Ballettstoffe, dem „Dornröschen“ von Peter I. Tschaikowsky (1890) befasst, darf man einiges erwarten. Für Kenner der Ballettfassung nach Marius Petipa heißt es umdenken. Denn die mit dem Uraufführungschoreografen erarbeitete Programm-Musik hat in Linz weniger den Stellenwert einer Tanzbasis sondern vielmehr eines begleitenden Bogens. Bemerkenswert ist dabei vor allem das feine Dirigat von Dennis Russell Davies mit dem Bruckner Orchester. Ulrich aber inszeniert im unterschiedliche Welten imaginierenden Bühnenbild von Stephan Mannteufel rauschhafte, filmartige Szenen, die sich aus diversen Dornröschen-Mythen speisen. Zentrale Funktion haben dabei ein Bett auf Rollen und eine Tischreihe, die zu Orten der dramatischen Zuspitzung werden. Was für eine Frau dieses heutige Dornröschen (Ilja van den Bosch tanzt Aurora) allerdings wird, bleibt unklar. Hat es ein Verhältnis mit seinem Vater? Bleibt es den erotischen Fängen der männlichen Carabosse im Stöckelschuh (Martin Dvorák) ausgesetzt? Warum nimmt es den blassesten der vier Männer? Ulrich nutzt in dem zweiaktigen Tanzstück eine breite Palette unterschiedlichster Ausdrucksmöglichkeiten, der sein Ensemble nicht immer entsprechend nachzukommen weiß.

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