Dortmunds große Lust auf Ballett

Die Internationale „Ballettgala X“

Dortmund, 04/10/2009

Von Tanz schwärmen, für Ballett erwärmen.... Hannes Brock, Moderator der 10. Internationalen Ballettgala im Dortmunder Opernhaus, versteht es, dem Publikum mit wenigen Worten den Mund wässerig zu machen auf Xin Peng Wangs Programm, das ganz anders ist als die meisten Galas anderswo. Zwar heißt es im Untertitel „Jubiläumsgala mit Stargästen“ – und das stimmt auch. Aber gefeiert wird an vier (!) Abenden mit insgesamt rund zehn (!) Stunden Tanz – ein Marathon für Stars, Sternchen und das eigene Ensemble. In drei kurzweiligen Stunden jeder „Teilstrecke“ packt der Chinese viel mehr auf die große Bühne als Glamour und virtuose Pas de deux mit Weltklasse-Aura – wie etwa gestern Abend dank der berückenden Paare Maria Yakovleva und Kirill Kourlaev von der Wiener Staatsoper („Giselle“ nach Perrot; „Ederlezi“ von Myriam Naisy), Daria Klimentová (English National Ballet) und Friedemann Vogel (Stuttgarter Ballett) mit kostbaren Kostproben aus MacMillans „Manon“ und Petipas „Schwanensee“ oder Alina Cojocaru mit Johan Kobborg vom Royal Ballet London („Coppélia“) und Carolina Boscan (Leipziger Ballett) mit Buran Serkan Cebeci aus Dortmund (Daubervals „La fille mal gardée“). Gäste ganz besonderer Art waren Eleven der privaten Schule des Russen Viktor Scherf aus Altenkirchen (Rheinland-Pfalz). Das Publikum quietschte vor Vergnügen über die „süßen“ Mädels und Buben in ihren bunten russischen Folklorekostümen, die schon mal bei Wang für Verstärkung des Corps gesorgt haben und natürlich alle internationale Stars werden möchten. Dazu hat's Noah D. Gelber (Berliner Staatsballett und Forsythe Company) bereits gebracht – und ließ sich mit seinem Gastgeschenk zum Gala-Jubiläum keineswegs lumpen: William Forsythes kleines Solo „Two Part Invention“ präsentierte er als Europäische Erstaufführung.

Dem eigenen Ensemble räumt Dortmunds Ballettchef bei seinen Galas selbstbewusst und geschickt mindestens ebenso viel Platz ein wie den illustren Gästen. Das spart Geld und ist die denkbar beste Reklame für das eigene Repertoire. So umrahmt Wang diese beim Publikum immens populären Programme stets mit Ausschnitten aus eigenen Balletten – ansprechend diesmal insbesondere als Schlußnummer ein Ensemble im Musical- oder Showtanzstil, passend zur Bernstein-Musik, aus seiner „Serenade“. Zu Beginn – und auch das ungewöhnlich im Rahmen einer Gala – stellt Wang eine Kreation vor, die er eigens für diesen Anlass kreiert und mit seiner neoklassisch gut gedrillten Truppe einstudiert hat, „Tibetan Swing“ auf das gleichnamige motorische Musikstück seines Freundes Bright Sheng. Als „Premiere“ bezeichnet der türkische Ensemble-Neuzugang (vom Türkischen Nationalballett via Leipziger Ballett) Burak Serkan Cebeci sein rassiges Solo „Escape“ auf türkische Volksweisen, getanzt im langen Rock – eine stilistische Reverenz an Derwisch-Tänze, optisch eher, da schwarz und „oben ohne“ getanzt, an Jiří Kylián erinnernd. Auch zwei andere Ensemblemitglieder dürfen sich mit eigenen Choreografien profilieren: die enorm gelenkige erste Solotänzerin Monica Fotescu-Uta zeigt ihr Solo „2 one point“ auf Bizet-Musik und Cayetano Soto, der gerade sein erstes abendfüllendes Ballett („Carmen“ - Premiere am 7. November) vorbereitet, mit seiner eher harmlosen Szene aus dem Ehealltag „Quotidiano“ (auf ein Bach-Klavierkonzert) mit Rosa A.Ch.Hernandez und Sergio Carecci. Heute Abend gehen die Marathonläufer – auf der Bühne wie im Parkett – durchs Ziel, verstärkt durch einige neue Beiträge und Gäste.

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