Diana Vishneva hoch drei

„Beauty in Motion“-Gala beim Mariinsky-Festival

St. Petersburg, 17/03/2009

Eine Gala zu Ehren einer berühmten, noch aktiv tanzenden Ballerina – davon gibt es beim diesjährigen Mariinsky-Festival gleich zwei. Die erste dreht sich um Diana Vishneva, die zu diesem Anlass in den Hauptrollen dreier zeitgenössischer Stücke zu sehen war. Der Abend beginnt mit einer von Alexei Ratmansky choreografierten Fassung von Schönbergs „Pierrot Lunaire“ – oder vielmehr einem Ballet dieses Namens auf Schönbergs Musik. Denn mit Pierrot Lunaire hat Ratmanskys Vierecksgeschichte zwischen Diana Vishneva, Islom Baimuradov, Mikhail Lobukhin und Alexander Sergeyev wenig zu tun. Statt einer Handlung gibt es hier Studien möglicher Beziehungssituationen, die zwar mit Witz, aber etwas zusammenhanglos erzählt werden. Vor einem mit Rosen und Engeln bestückten Bühnenbild ist Vishneva als schicke Dame im schwarzen Kleid mal Täter, mal Opfer ihrer drei Verehrer und Verführer in Schwarzweiß (Bühne und Kostüme: Tatyana Chernova), ohne dass sich eine schlüssige Beziehung zur Musik herstellen ließe. Zuweilen kollidieren Choreografie und Musik, und der Stärkere – in diesem Fall Schönberg – gewinnt. Dennoch ein makellos getanztes Divertissement, das Vishneva mit einigen Referenzen ans Repertoire von „Afternoon of a Faun“ bis „Die Vier Temperamente“ effektvoll in Szene setzt.

Das darauffolgende Stück „F.L.O.W.„ (For Love of Women) von Moses Pendleton ist weniger Ballett als Performance rund um drei visuelle Effekte, die Pendleton in großer Ausführlichkeit zu plätschernder musikalischer Begleitung (zerO One, Lisa Gerrard und Deva Premal) durchdekliniert. Optisch am interessantesten ist dabei der erste Teil, in dem die Unterarme und -beine dreier Tänzerinnen blau fluoreszierend leuchten, wobei der Rest der Körper und der Bühne völlig im Dunkeln bleibt. Die Glieder der Tänzerinnen formieren sich dabei dank ausgeklügelter Choreografie zu immer neuen Lichtmustern. Im den weiteren Teilen des Stücks räkelt sich Vishneva auf einer Spiegelscheibe und erscheint schließlich in einer Art Vogelkäfig, dessen vermeintliches Gitter bei beständigem Drehen wie ein Karussell um sie herum durch die Lüfte fliegt. Der Abend schließt mit „Three Point Turn“ von Dwight Rhoden für drei Paare in Rot, Grün und Blau. Was als von Forsythe inspirierte Stilübung beginnt, scheint sich allmählich im Dschungel fortzusetzen: darauf deuten nicht nur die immer knapper werdenden Kostüme der Tänzer hin, sondern vor allem die percussionreiche Musik von David Rozenblatt - mal aufgeregt und wild, wie in den Gruppenszenen, in denen sich Tänzer beispielsweise wie Gladiatoren in den Ring werfen und kurze Soli absolvieren, mal zarter in den Pas de deux zwischen Vishneva und Alexander Sergeyev.

Eine beachtliche tänzerische Leistung Diana Vishnevas, die es gewagt hat, sich mit einem vollkommen zeitgenössischen Repertoire ehren zu lassen. Zwar bleibt fraglich, ob sie mit dieser Stückwahl das volle Ausmaß ihres Talents unter Beweis stellen konnte, doch erntete die Starballerina für ihren ungewöhnlichen Auftritt tosenden Applaus ihrer das Theater bis in die obersten Ränge füllenden Fans.

www.mariinsky.ru

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