Auf der Suche nach Verbündeten

Der Bundesverband Tanz in Schulen e.V. lädt zu seiner ersten öffentlichen Fachtagung

München, 07/03/2009

Tanz als Teil der Allgemeinbildung zu etablieren, ist das große Ziel des Bundesverbands Tanz in Schulen. Das ist keine leichte Aufgabe, und dass der Weg dorthin noch mühsam wird – vor allem wenn 2010 das Bundesförderprogramm Tanzplan Deutschland endet – ist den Teilnehmern der Fachtagung „Tanz in Schulen. Projekte und ihre Kooperationspartner“ klar. Dennoch war die Stimmung beim eröffnenden Pressegespräch zuversichtlich. Verständlich: Schon dass einmal Künstler und Akademiker zusammen mit Vertretern der Stadt München und des bayerischen Kultusministeriums zusammen sitzen, um sich über die Chancen von Tanz an Schulen zu unterhalten, ist ein kleiner Erfolg. „Am besten funktionieren Tanzprojekte, wenn ein Künstler einen überzeugten Lehrer, sozusagen einen Verbündeten in der Schule hat. Einer unserer Schwerpunkte muss also sein, solche Verbündete zu schaffen“, brachte die Verbandsvorsitzende Linda Müller die nötige Strategie auf den Punkt. Sprich: Man muss Lehrer fürs Tanzen begeistern. Das allerdings bedarf noch einiger Überzeugungskunst, denn „ich kenne unsere Musiklehrer, und die Mehrzahl ist Nichttänzer“, gab Michael Weidenhiller, Ministerialrat im bayerischen Kultusministerium, zu denken. Womit er wohl nicht nur für Bayern spricht. Zudem gebe es derzeit so gut wie keine Fördermittel für Zusatzangebote an Grundschulen, so Weidenhiller. Man müsse also erst einmal die Politiker überzeugen, in Tanz zu investieren. „Viele Schulen rufen schließlich um Hilfe, weil sie ihre sozialen Problemfälle nicht alleine in den Griff bekommen“, so Weidenhiller. „Aber mit Tanz klappt das! Nach fünf Tagen Proben sind sogar die unmotiviertsten Schüler stolz auf sich. Von jedem zweiten kann man hinterher sagen, er ist nicht mehr gewalttätig gegen andere. Das spart langfristig enorme Sozialausgaben. Hier gibt es für wenig Geld viel Gutes – das muss man den Politikern klar machen, so dass sie Initiativen starten.“

Doch wie? Als wichtigste Möglichkeit, Förderinitiativen ins Rollen zu bringen, bewerteten die Tagungsteilnehmer einen hochschulübergreifender Master-Studiengang in Tanzpädagogik. Sind aus künstlerischer und akademischer Überzeugung erst einmal Fachkräfte geschaffen, so die Idee, bereitet man ihnen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Betätigungsfeld. Der erste Schritt ist auch schon getan: Bereits jetzt bietet die TU München eine Lehrerfortbildung in Tanzpädagogik, auf der sich aufbauen lässt. Andreas de Bruin, Professor an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule München, ist jedenfalls dabei beim Masterstudiengang. „Wir müssen über den Tellerrand schauen“, sagt er. „Als Sozialpädagogen liegt uns daran, Menschen in ihrer Persönlichkeitsfindung stabil zu machen. Und Tanz spielt da eine große Rolle.“ Bisher scheiterte der übergreifende Studiengang am Geld. Doch wenn die „richtigen Leute zur richtigen Zeit an einem Tisch sitzen“, wie es Daniela Rippl vom Münchner Kulturreferat formulierte, sei der Plan nicht aussichtslos. Eines steht immerhin fest: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Neues zu bewegen. Denn immer mehr Schulen fragen nach Tanz, und unter Eltern und Lehrern werde die Kunstform „immer selbstverständlicher“, so Linda Müller.

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