Tanz ins Licht

Galili Dance mit „Exile within“

Ludwigsburg, 20/06/2008

Lichtstraßen weisen den Weg über die düstere Bühne, Lichtkegel heben einsame Tänzer heraus, während andere in der diesigen, nebligen Dunkelheit einfach verschwinden. Der israelische Choreograf Itzik Galili ist ein Meister des effektvollen Lichts, mit dem zwei Jahre alten Stück „Exile within“ gastierte seine niederländische Kompanie NND/Galili Dance nun bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen.

Atmosphärisch waberte der Dunst durch die Karlskaserne. Das einstündige Stück, laut Untertitel „Ein persönlicher Kampf mit Körper, Geist, Raum, Zeit, Erinnerung und Geschichte“, lebt von der Abwechslung. Die Abschnitte knallen oft sehr gegensätzlich aufeinander, aber einzelne Motive oder Strukturen ziehen sich wie eine geheime Dramaturgie durch den Abend. Akustisch lässt der Choreograf Minimal Music auf frenetische Percussion treffen und John Cage auf melancholische Songwriter-Balladen. Die aufgeregten Skalen von Philip Glass lösen weite, emotionale Bewegungen aus, Galilis Stil ist expressiv statt abgezirkelt, legt mehr Wert auf den Inhalt als die Form. Die Duos, ob zwischen Mann und Frau oder zwischen zwei Männern, changieren zwischen Trostsuchen, Wegstoßen und einer dunkel-erotischen Anziehung, die Ensembles wirbeln virtuos oder schlurfen grotesk vor sich hin. Gerade in den Gruppen arbeitet Galili mit Spiegelungen, so zum Beispiel bei einer düsteren Straßenszene, wo vier Tänzer unter matten Laternen ihren Doppelgängern gegenüberstehen.

Anfangs konzentriert sich das Stück in einem zu langen Solo auf eine einsame Frau, die resignierend all das aufzählt, was sie nicht ungeschehen machen kann (so ziemlich alles von der Wut bis zur Erinnerung) - bis dann wieder zu fetzigen Trommeln die ganze Phalanx der neun Tänzer nach vorne stürmt, unisono und in einem athletischen, freien Stil. Bei einem Verhör fungiert der unsichtbare Regisseur als Quälgeist, die vier Tänzer hangeln an Stangen über die Wand wie akrobatische Hamster, das Stück wird zur Selbstreflexion des Bühnenkünstlers. Einer von ihnen tanzt zum Schluss alleine und hartnäckig weiter, während hinten die Bühnenarbeiter aufräumen und im Saal schon das Licht angeht. Die einsame Frau sitzt dabei vor ihrer Karaoke-Leinwand und hofft zum traurigen Lied des irischen Barden Damien Rice auf eine Veränderung ihres „inneren Exils“. Die kleine Prise Pathos, die sich so viele andere Tanzstücke mit einem gefühlsduseligen Popsong am Schluss noch erschwindeln: Bei Itzik Galili wirkt sogar sie ehrlich gemeint.

Links: www.schlossfestspiele.de

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