Der installative Gedanke

Die Choreografin Anna Konjetzky

München, 09/08/2008

Ein Studium in zeitgenössischem Tanz und Butoh-Tanz in Berlin und Brüssel, eine Assistenz bei der experimentellen Tanzfrau Wanda Golonka am schauspielfrankfurt - dann zog es Anna Konjetzky doch wieder in die Heimatstadt München. Nach zwei zum Teil vom Kulturreferat geförderten Münchner Arbeiten präsentiert sie jetzt bei der Tanzwerkstatt Europa ihr neues „concertstudies“, zusammen mit ihrer Schwester Laura, einer bereits mehrfach ausgezeichneten Pianistin.

Aber es ist nicht einfach nur eine Begleitung am Flügel. Die Zusammenarbeit ist, wie Anna Konjetzky erklärt, tiefer, innerlicher, verbundener angelegt: „Für den ersten Teil haben wir selbst eine Musik komponiert und dazu mit den Tänzern Bewegungen gefunden. Diese Musik wird bei der Performance nicht gespielt. Aber der Zuschauer wird den Klang und Rhythmus erspüren, eben durch die gesehene Bewegung. Das ist jedenfalls meine Hoffnung.“ Im zweiten Teil wird es dem Zuschauer leichter gemacht, wenn Laura Konjetzky abwechselt zwischen Liszts „Années de Pèlerinage“ und Stille, in der dann der Betrachter die gerade gehörte Musik noch mitschwingen lassen kann. In wieweit diese Idee einer engeren Verschmelzung von Tanz und Musik nachvollziehbar ist, wird man sehen/hören. Eine Schule der Wahrnehmung könnte es allemal sein und zu weiteren gemeinsamen Projekten führen: „Laura hat ein eigenes sehr spannendes Klangspektrum. Und wenn sie spielt, tanzt sie für mich. Und ich höre alles um mich herum in Rhythmen... ich wollte ja auch immer Schlagzeug lernen“.

Immerhin hat Anna selbst 13 Jahre Klavier und 10 Jahre lang Geige gespielt. Schulorchester und -chor, Schultheater, Skifahren, Schlittschuh, Wandern, Klettern, Tennis, sogar Fußball gehörten zu ihren Aktivitäten. Das Abi hat sie am Neuhausener Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Französisch gemacht, jetzt lernt sie Arabisch. In Senegal absolvierte sie einen Workshop bei der für afrikanische Tänze renommierten Germaine Acogny. Nach Indien ist sie gereist, um mit einem Meister „Kalarippayat, die älteste aller Kampfkünste, zu erlernen. Kampfkünste geben mir hundertprozentige Energie, durch die Ruhe und Effektivität. Es ist Körperarbeit, vor allem aber auch eine Philosophie, die einen dazu bringt, zu jeder Zeit kampfbereit sein.“ Als nächstes ist eine Ägyptenreise geplant, weil sie die Wüste sehen möchte.

Unternehmen, Entdecken, da ist diese hübsche hochgewachsene junge Frau, die aber auch „gerne kocht und isst“, ganz in ihrem Element. Das intellektuelle Wachsein, das Leben mit Kultur, hat sie von ihren künstlerisch-beruflich sehr aktiven Eltern mitbekommen. Der Vater ist Lyriker und vielseitiger Autor, unter anderem für den Bayerischen Rundfunk; die Mama, Vera Botterbusch, Autorin und Filmemacherin - die ihr zum 15. Geburtstag ein Buch über den berühmten Pantomimen Lecoq schenkte. „Lecoq befasst sich mit Körperpräsenz, mit Körperspannung, mit den Grundgesetzen der Bewegung und ihren verschiedenen Qualitäten“. Also geht sie zum Studium an die Körpertheaterschule Lassaad in Brüssel. Und warum nicht direkt eine Tanzausbildung? „Ich hatte nie vor, Tänzerin zu werden. Mich interessiert die Architektur des Tanzes, die Bildkomposition, der installative Gedanke, das Bauen“, sagt sie. Deswegen studiert sie den japanischen Butoh-Tanz, „weil er den Körper öffnet, die Bewegung in Kleinstpartikel zerlegt und so ganz andere tänzerische Materialien anbietet, die Bewegung einfach reicher macht." Deswegen hat sie auch die Arbeit mit Golonka interessiert, „weil sie in ihren Choreographien ganz stark vom Raum ausgeht.“ Verglichen mit ihrer bisherigen Arbeit seien die „concertstudies“ eigentlich ein ganz untypisches Stück. „Aber ich würde sehr gerne in den nächsten Jahren mehr mit Musikern und Komponisten zusammenarbeiten, in die Richtung des Musik-Tanztheaters gehen.“

Aufführungen am 10. und 11. 8., 20 Uhr 30, i-camp; Links: www.annakonjetzky.com www.tanzwerkstatt-europa.net

 

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