„concertstudies“ von Anna Konjetzky und die Schweizer Gruppe COMPANY

Halbzeit bei der Tanzwerkstatt Europa

München, 14/08/2008

Schön, dass Walter Heun in seiner Münchner Tanzwerkstatt Europa auch den heimischen Choreografie-Nachwuchs pflegt: „concertstudies“ von Anna Konjetzky macht Hoffnungen mit seiner pointiert plastischen Bewegungssprache: Ihre beiden Tänzer, ganz in Weiß, bewegen sich auf der mit Lichtketten unterteilten i-camp-Bühne wie belebte Skulpturen: von wippender Hocke sich in die kippende Senkrechte schraubend und am Boden zum Doppelkörper ineinander verschmelzend. Beim musikalischen Konzept bleibt man eher ratlos: Die beim Arbeitsprozess benutzte, aber in der Performance vorenthaltene Musik wird nicht, wie von den Schwestern Anna und Laura Konjetzky erhofft, durch die Körperarbeit hör-/erahnbar, wo obendrein Lauras „begleitendes“ Zählen - bis 621! - im Zuschauer Klang- und Taktgefühl abstumpft. Im zweiten tanzlosen Teil hämmert sie ein Liszt-Stück wie einen George Antheil ins Klavier oder spielt stumm bei gesperrten Tasten. Ihr dabei heftig bewegter Oberkörper soll dann wohl als eine Art Tanz gedeutet werden?

Die Schweizer Gruppe COMPANY in der Muffathalle: Jeweils zwei der drei wohlgebauten Mädchen bewegen sich unmerklich einander abwechselnd wie in einem Zeitlupen-Daumenkino von eleganter Model- zu anmachender „Playboy“-Pose, und dies bei An- und Ausziehen hauchdünner Wäsche. „Act“ entpuppt sich als eine stilisierte Striptease-Show mit scharf konturierten Zwillings-Körperformen, eingepasst in den schubartigen Rhythmus der Musik. Man schaut da nicht ungern zu. Das Stück ist aber nur etwa eine halbe Stunde lang und inhaltlich eben doch sehr leichtgewichtig. Darum meint wohl das Kollektiv COMPANY von Alexandra Bachzetsis, Tina Bleuler und Lies Vanborm - wie übrigens viele zeitgenössische Gruppen - es könne mit auf die Ohren donnernder Lautstärke die Choreografie optimieren. Ein Missverständnis. Es macht nur taub.

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