Vier Generationen tanzen die „Vier Jahreszeiten“

Reine Farben und bewegende Bewegungen

Bielefeld, 22/05/2007

Das Tanzprojekt „Zeitsprung – Vier Generationen tanzen Vier Jahreszeiten“ dauert nur eine Stunde. Das Tanztheater Bielefeld unter Gregor Zöllig und 120 Laien im Alter zwischen 7 und weit über 70 Jahren machen mit der Unterstützung von Star-“Coach“ Royston Maldoom („Rhythm is it“) eine kleine Sternstunde draus. Mit reinen Farben und schlichten Bewegungen entstehen intensive, echte Bilder des Lebens wie geniale „naive“ Maler sie auf ihre Leinwände bannen. In kleinen Episoden, Posen und Soloeinlagen flackert Körper- und Tanzkunst auf. Witz, Ironie, Zärtlichkeit und Verspieltheit setzen unterhaltsame Akzente. Alle symbolträchtigen Elemente des Tanztheaters – von Pina Bauschs legendärer „Diagonale“ des kokett gelangweilten Ensembles und der feurigen Selbstdarstellung Einzelner bis zum Luftsprung und Leichenträger-Ritual – werden zitiert.

Das schönste, weil originellste Bild kommt zum Schluss, als das Publikum schon frenetisch applaudiert. Tief verbeugen sich da die weißen Winter-Kinder, die herbstlaub-roten Lehrer, die sonnig gelbe Jugend und die frühlings grün-orangen Senioren auf der Bielefelder Bühne. Der Ernst, die Konzentration, aber auch die Freude und Aufregung, auf einer professionellen Bühne zu stehen und am eigenen Leib zu erfahren, wie mühsam und schön es ist, mit Bewegung zu bewegen und mit dem Körper etwas zu sagen, beeindrucken und berühren die derart dankenden Darsteller nicht minder als die Zuschauer.

Dramaturgie und Musikwahl (Gidon Kremers Aufnahme mit der Kremata Baltica „Eight Seasons“ von Antonio Vivaldi und Astor Piazolla vom Band) dieses trendigen Laientanztheater-Projekts sind völlig anders als Zölligs Ballett „Vier Jahreszeiten“, das seit Monaten Bielefelds Theaterpublikum begeistert. Die Idee entstand vor einem Jahr nach der ersten Begegnung mit dem britischen Choreographen Maldoom und Workshops der Bielefelder Tänzer in vier Schulen. In vier Gruppen erarbeiteten die Tänzer danach in monatelanger Arbeit die vier Jahreszeiten-Choreografien. Royston Maldoom fügte alles zum professionellen Auftritt zusammen.

Gregor Zölligs wagemutiger Spagat zwischen Pina Bauschs „Kontakthof mit Damen und Herren ab 65“ und Royston Maldooms Schultanz-Inszenierungen zur Konzertmusik der Berliner Philharmoniker erwies sich bei den beiden öffentlichen Vorstellungen am 20. und 21. Mai als beeindruckendes Erlebnis. Nach dem immensen Publikumserfolg sind Überlegungen für weitere Aufführungen in der nächsten Spielzeit im Gespräch.

Kommentare

Noch keine Beiträge