Daniel Goldins Emigrantenstück „Papirene Kinder“ in Münster

„Papirene Kinder“: Flüchtlinge, Frustrierte oder Abenteurer, die die Heimat verlassen, um in einem anderen Land ein besseres, leichteres, reicheres Leben zu finden. Für die zurückbleibenden alten Eltern existieren sie oft nur mehr auf dem Papier, durch ihre Briefe und Fotos. Angeregt durch ein jiddisches Lied gleichen Namens, beschreibt Daniel Goldin in seinem Stück fünf Emigrantenschicksale. Armut und harte Maloche sollen endlich ein Ende haben. Aus verschiedenen Richtungen brechen die Menschen auf. Ein kleiner Trupp findet sich zusammen, wandert gemeinsam weiter in eine helle Welt, wo sich fröhlich sein lässt – das Leben zum Theaterspiel zu werden scheint. Fern sind alte Heimat und Eltern. Goldin bringt sie winzig, wie aus weiter Ferne sichtbar, als Marionetten auf die Bühne. Matthias Dietrich – Puppenbauer und -spieler, seit zwölf Jahren Goldins kongenialer künstlerischer Mitarbeiter und Bühnenbildner – führt den alten Mann, der das wehmütige Lied des einsamen alten Vaters singt. Klezmermusik, Ausschnitte u.a. aus Orffs „Carmina Burana“ und Mendelssohn-Bartholdys sinfonischer Dichtung „Meeresstille und glückliche Fahrt“ bilden die Klangkulisse des poetisch melancholischen Tanzstücks, mit dem der Argentinier berühmt wurde.

Der Uraufführung zur Eröffnung von „meeting neuer tanz nrw“ 1995 folgte das Engagement des Folkwang-Absolventen nach Münster. Demonstrativ eröffnete der damals neue Generalintendant Thomas Bockelmann seine Spielzeit mit der Tanztheater-Premiere. Jetzt hat Goldin seinen „Klassiker“ neu einstudiert. Von den einstigen Mitwirkenden sind nur Dietrich und die Tänzerin Alice Cerrato wieder dabei. Aber Cassiano Garcia, Jennifer Ocampo Monsalve, Nora Ronge und Antonio Rusciano überzeugen durchaus in den Zeitlupen- und Zeitraffer-Sequenzen der Gruppe, ganz besonders aber mit der ausdrucksvollen Mimik, die diese Choreografie so stark prägt.
 

Nächste Vorstellung im Kleinen Haus des Stadttheaters Münster: 27. 10.2007 Karten: 0251-5909100.