TanzZeit - Zeit für Tanz an Schulen

1000 Schüler aus 37 Berliner Klassen tanzen 6 Monate mit 42 Tänzern

Berlin, 21/01/2006

Der Film „Rhythm is it“ war ein Segen. Er hat in Deutschland die Augen von Kulturschaffenden und der Öffentlichkeit für Tanz-Education-Projekte geöffnet. Sechs Monate lief das Pilotprojekt TanzZeit, zu dessen Abschluss 17 Schulklassen Ausschnitte aus ihrer Arbeit im Berliner Jugendkulturzentrum „Pumpe“ präsentieren. „Wir wünschen uns, dass die Aufführungen der Auftakt zu einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen TanzZeit und Schulen sind“, sagt die Initiatorin Livia Patrizi, die unter anderem bei Pina Bausch, Mats Ek und Joachim Schlömer getanzt hat und auch als Choreografin arbeitet. Im Oktober 2004 hat sie zwei Stücke für Kinder ab 6 Jahren mit dem Titel „Was ist Tanz“ uraufgeführt. Daraus entwickelte sich die Idee für das Projekt TanzZeit, das im Frühjahr 2005 ins Leben gerufen wurde und dessen Träger der Dachverband Zeitgenössischer Tanz Berlin e.V. ist. Die Initiative kooperiert mit der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport sowie mit vielen Berliner Tanzinstitutionen. Sasha Waltz, die selbst einen Sohn im Grundschulalter hat, konnte als Schirmherrin gewonnen werden. Ihrer Ansicht nach ist „die Etablierung des Projekts eine Investition in die Zukunft unserer Kinder.“ Die Nachfrage nach Tanz an Schulen ist überwältigend, 50 weitere Berliner Schulen stehen bereits auf der Warteliste.

Dennoch ist die Finanzierung für das nächste Schuljahr nicht gesichert. Der Kultursenator hat TanzZeit eine Teilförderung für 2006 zugesagt. Damit kann das Projekt - unter Eigenbeteiligung von Eltern und Schulen - bis zum Sommer 2006 weitergeführt werden. Auch an der Infrastruktur mangelt es noch: „Wir haben kein eigenes Büro, kein Fax und keinen Festnetzanschluss“, so Patrizi. Auch Gelder für die wissenschaftliche Evaluation und die Fortbildungen der Künstler und Lehrer fehlen. Doch TanzZeit kämpft bereits jetzt mit vielfältigen und kreativen Mitteln, auch wenn diese manchmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind: Schulen veranstalteten Weihnachtsbazare, verkaufen Kuchen und suchen private Geldgeber. Außerdem ist die Gründung eines Freundeskreises geplant. Dieses Projekt ist einzig mit der Absicht entstanden, Kindern den Tanz näher zu bringen, die sonst vielleicht nie die Chance dazu gehabt hätten, und sie die Freude erfahren zu lassen, die das Tanzen bereitet. Menschen, die sich mit all ihrem Engagement dafür einsetzen, haben unter schwierigen Bedingungen brillante Arbeit geleistet. Das sieht man in den Augen der Kinder, wenn sie nun als verzauberte zitternde Tanzbesen auf der Bühne agieren. Man sieht es an ihren Körpern, die mit geschlossenen Augen die Bewegungen eines Seidentuchs oder das Fallen eines Balls improvisieren. Es ist wunderbar zu sehen, wie behinderte und nicht behinderte Schüler in ihrer Choreografie „Schwarz, weiß und dazwischen“ zusammenhalten und wie die Kinder, die sich mit dem Thema „Blicke“ befasst haben, den Durchblick haben.

Auch andernorts in Deutschland setzt man in der Zwischenzeit auf die Arbeit mit Jugendlichen. Man will neue Projekte initiieren und Tanzstücke für Kinder schaffen mit Mitteln, die beispielsweise aus dem millionenschweren Tanzplan-Topf fließen. Es wäre zu hoffen, dass die Entscheidungsträger einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen und dort fördern, wo die Arbeit mit „Kopf, Herz und Hand“ gemacht wird.


Spenden für TanzZeit können auf das Konto „TanzZeit“, Kontonummer 3252401, BLZ 100 205 00 der Bank für Sozialwirtschaft überwiesen werden.

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