„Speed.neither/nor“ in den Sophiensälen

Das Rahmenprogramm zum Tanzkongress

Berlin, 22/04/2006

„Where do we go? Where to? I am not ready to go.“ Doch noch bevor sich Joachim Schlömer und Graham Smith genauere Gedanken über das wohin und den rechten Zeitpunkt machen können, sind beide schon mittendrin. Die Zeit läuft unaufhaltsam und beide versuchen, schneller zu sein. 100% speed, absolut simultan getanzt und geatmet, ohne jegliche Rücksicht auf ihre Gelenke gehen beide an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Zwei verrückte Jungs, die, kaum sind sie schwer atmend auf den Boden gesunken, schon wieder weiterjagen. Die Plastiktierchen, die beide aufziehen, sind schon bald am Ende ihrer Kraft, doch Duracell-Schlömer und -Graham halten weiter durch. Sie sind nicht totzukriegen. Sie beißen in den sauren Apfel - hier gesteigert zur Zitrone - und stellen sich dem Dauerlauf mit der Zeit.

Irgendwann, wenn beide erschöpft auf dem Boden liegen, bleibt dann doch noch mal ein kurzer Moment für eine Frage: porqué? Tja, warum das Ganze? Es gehört zu Schlömers Anliegen, wie er auch am Vorabend auf dem Schwarzmarkt des Wissens beim Tanzkongress dargelegt hatte, Brücken zwischen Theater und Alltag herzustellen. Dazu wäre die etwas allzu deutlich aufgetragene Verwörtlichung der Endlichkeits-Metaphorik von Asche und Staub, die in der Schlussphase als realer Staub auf dem Boden ausgestreut werden, gar nicht notwendig gewesen. Wie Gliederpuppen legen sich die beiden Hochleistungsperformer - so wie die Natur sie gemacht hat - in Position, bevor am Ende nur ein beleuchtetes Nichts bleibt. Blackout. Anhaltender Applaus.

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