Aus Mangel an Rollen nach Berlin

Shoko Nakamura mit einem letzten Debüt in Wien

Wien, 07/06/2006

Kleine Wunder geschehen noch, auch wenn ihre Wirkungen Wien nicht erhalten bleiben: Shoko Nakamura debütiert am Donnerstag in der Staatsoper als Aurora im Tschaikowsky-Ballett „Dornröschen“. Choreograf Peter Wright ist zu letzten Proben für die Wiederaufnahme angereist. Ein Abschiedsgeschenk der Ballerina, denn sie verlässt Ende der Spielzeit Wien.

Vom ehemaligen Ballettdirektor Renato Zanella engagiert, fand die japanische Tänzerin in vielen Rollen anhaltend künstlerische Herausforderung. Unter der neuen Direktion aber sind die Aufgaben rapide weniger geworden, die Anzahl ihrer Auftritte ist geschrumpft. Shoko Nakamura (26) im Gespräch: „Tänzer müssen auf der Bühne tanzen, oft tanzen, dann kommt das Herz ganz stark dazu. Proben sind sehr wichtig, aber nur im Ballettsaal stehen ist zu wenig.“ Deswegen geht es ab Herbst zunächst mit einem Zweijahresvertrag bei Vladimir Malakhovs Berlin Ballett weiter. Wieso Berlin? Nakamura: „Wegen des vielseitigen Repertoires, aber auch wegen der Balanchine-Ballette.“ Die technisch starke Solotänzerin ist die prominenteste Größe von insgesamt 18 Tänzern und Tänzerinnen, die das Ballett der Staats- und Volksoper verlassen. Darunter sind außerdem Rebecca Gladstone und Fabien Voranger (nach Dresden), Miquel Jauregui (nach Antwerpen), Alba Sempere (Berlin) und Patricia Tichy (Hamburg).

Trotz der Aufbruchstimmung bereitet sich Shoko Nakamura intensiv auf die Aurora vor. Mit Giuseppe Picone hat sie zwar den Pas de deux aus dem 3. Akt bei einer Gala getanzt. Die komplette Inszenierung aber erarbeitet sie jetzt mit Gregor Hatala als Florimund (Sergei Filin vom Bolschoi-Ballett hatte abgesagt) und dem Dirigenten Kevin Rhodes als wichtigem Partner im Orchestergraben. Shoko Nakamura: „Ich möchte die Aurora vor allem natürlich gestalten, nicht affektiert. Zum technischen Vermögen muss die genaue, feine, sprechende Bewegungs-Linie dazukommen. An der arbeite ich.“ 


Zur Person 
Shoko Nakamura, in Fukuoka (Japan) geboren, studierte unter anderem an der John-Cranko-Schule in Stuttgart. 2000 wurde sie nach Wien engagiert, 2002 ernannte sie Renato Zanella zur Solotänzerin. Sie tanzte ein breites Rollenspektrum und brillierte vor allem im klassischen und neoklassischen Repertoire. Balanchines schwieriges Ballett „Thema und Variationen“ machte ihr „großen Spaß“. Aber auch in Werken von Jiri Kylián war Nakamura richtig besetzt. Für Zanella kreierte sie Rollen u.a. in „Sensi“ und „Duke's Nuts“, tanzte aber auch dessen „Aschenbrödel“, „Spartacus“ und „Alles Walzer“. 2001 gewann sie den Premier Grand Prix Femme in Luxenburg.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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