Interview: Lloyd Riggins

Ob als Mercutio, Messias oder König Artus, das Hamburger Publikum kennt und liebt Lloyd Riggins in tragenden Rollen des Hamburg Ballett. Der Erste Solist prägte viele Werke John Neumeiers, in diesem Jahr kam für Riggins eine neue Rolle hinzu: der sympathische US-Amerikaner wurde Vater. Mit Kollegin und Ehefrau Niurka Moredo gilt es nun, die Zeit zwischen Tochter Vianne, Proben für die "Artus-Sage" und den Verpflichtungen als Lehrer aufzuteilen.

D. Fischer: Sie wohnen in der Nähe des Ballettzentrums – gehen Sie da in der Mittagspause nach Hause?

Lloyd Riggins: Das hängt vom Stundenplan ab. Da meine Frau jetzt wieder trainiert, ist einiges mit Tagesmüttern und Babysittern zu organisieren. Unser Privatleben erfordert eine Menge Planung.

D. Fischer: Wie hat Ihre Tochter Ihr Leben verändert?

Riggins: Sie bereichert es. Man lebt nicht mehr nur für sich, sondern ist für jemand anderen verantwortlich. Mit dieser Erfahrung tanze ich auch Artus heute anders – ich verstehe diesen König nun viel besser, der Menschen um sich hat, die sich auf ihn verlassen können müssen. Vor fünf Jahren zweifelte ich, ob ich diese Figur überhaupt darstellen kann. Ich hatte den Tänzer François Klaus als mächtigen Artus vor Augen. Nun verkörpere ich Artus auf meine Weise.

D. Fischer: Sie werden bald 37, unterrichten angehende Tänzer in Neumeiers Ballettzentrum – heißt das, Sie werden bald weniger auf der Bühne sein?

Riggins: Ich denke, den Romeo erwartet ohnehin niemand mehr von mir. Und in Johns Repertoire sind viele Rollen für ältere Tänzer. Ich werde weiterhin den Aschenbach in "Tod in Venedig" tanzen, König Artus und andere. Aber ich übernehme auch Unterrichtsstunden, studiere Johns Werke mit ein und assistiere den Ballettmeistern. Dies scheint mir ein organischer Übergang in eine nächste Phase meines Berufslebens.

Info: Staatsoper, "Artus-Sage", 7., 11. & 14.10., 19.30 Uhr, Karten 4-77 Euro, Tel. 356868