War da was?

30. Hamburger Ballett-Tage

oe
Stuttgart, 05/08/2004

30. Hamburger Ballett-Tage: war da was? Immerhin an 22 Tagen, also drei volle Wochen lang, den ganzen Juni hindurch, 16 verschiedene Programme – die meisten davon abendfüllende Ballette. Hatte es je zuvor ein ähnlich ambitioniertes Unternehmen in Deutschland gegeben? Dass eine ganze Stadt fast einen Monat lang förmlich aus dem Ballett-Häuschen geriet und die Vorstellungen stürmte? Nicht dass ich mich erinnern könnte! In den August-Ausgaben unserer beiden Fachmagazine, in „europe‘s leading dance magazine“ und dem weniger global ambitionierten „tanz-journal“, finde ich keinerlei Bericht darüber. Wieso auch! Hatten beide doch zuvor das bevorstehende Ereignis angekündigt. Und damit Basta! Wozu da noch einmal nachkarten? Als ob das nicht drei Red-Letter-Wochen des deutschen Balletts gewesen wären! Dafür immerhin in dem einen 30 Seiten „On Vulnerability“ – also über Wunden und Verletzlichkeit. Und in dem anderen 16 Seiten über die Tanzszene in Zypern, Polen, Estland, Ungarn und Tschechien.

Und dann wundern sich deren Herausgeber noch, dass ihnen die Abonnenten davonlaufen! Doch gemach, gemach! Wir sind ja heute alle so international programmiert, so euroanglisiert, dass wir am liebsten nur noch englische Postillen lesen. Und wirklich: aus England kommt Rettung. In ihrer Ausgabe vom August 2004 berichtet die „Dancing Times“ auf zwei vollen, leseappetitanregend aufgemachten Seiten über „A festive marathon – The Hamburg Ballet Celebrates its 30th Anniversary“ voller Bewunderung über diesen Marathon, und konstatiert abschließend „Thanks to John Neumeier toiling away untiringly, they now have a ballet company all of their own – a ballet company that can stand international scrutiny. And Hamburg is definitley proud.“ Tut richtig gut, so ein paar Streicheleinheiten – noch dazu aus London, das sich sonst so konsequent allen Europa-Ambitionen verweigert! Übrigens ganz so ohne professionelles deutsches Echo sind die 30. Hamburger Ballett-Tage denn doch nicht geblieben! In „Ballett Intern“, der Mitgliederzeitschrift des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik, findet sich sehr wohl ein Bericht über das singuläre Ereignis. Und im „tanznetz.de“ hatten sich die Interessierten via Internet ohnehin bereits tagesaktuell über das Hamburger Geschehen informiert.

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